PNN 17.10.09
Kleinmachnow - Das Gesicht des Kleinmachnower Ortszentrums wird sich
nocheinmal deutlich verändern. Direkt gegenüber des Rathausmarktes wird an der
Förster-Funke-Allee ein etwa 130 Meter langer, neuer Gebäuderiegel entstehen.
Das vierstöckige Haus soll als Alten- und Pflegeheim genutzt werden. Letzte
Versuche von Gemeindevertretern und Bürgermeister, den voluminösen Bau zu
stoppen, sind gescheitert. Angesichts der Androhung einer millionenschweren
Schadensersatzklage des Investors gegen die Kommune stimmten die
Gemeindevertreter den Bauplänen in ihrer Sitzung am Donnerstagabend
mehrheitlich zu – wenn auch widerwillig. Bürgermeister Michael Grubert (SPD)
hatte die Vertreter zuvor eindringlich vor dem „immensen Risiko“ einer
Schadensersatzforderung in „gewaltiger Höhe“ gewarnt.
Was bleibt, ist aus Kleinmachnower Sicht ein Trostpflaster: In seinen
Verhandlungen mit den Investoren Kondor Wessels erreichte Grubert einen
Minimal-Kompromiss. Demnach verzichtet der Baukonzern darauf, ein 1455
Quadratmeter großes Areal hinter dem geplanten Pflegeheim mit Wohnhäusern zu
bebauen. Die Fläche wird von der Gemeinde erworben. Kostenpunkt: 232 000 Euro.
Kondor Wessels soll auf 500 Quadratmetern dieses Areals Parkplätze für Gäste
des Pflegeheims sowie des Rathausmarktes bauen. Die übrige Fläche bleibt grün.
Zudem gewährt der Baukonzern der Gemeinde eine Wegerecht für einen
Grundstücksstreifen direkt an der Förster-Funke-Allee. Die Gemeinde will die
Fläche nutzen, um die Straßen- und Wegeführung vor dem Heim zu verändern.
Denkbar sei zum Beispiel eine zusätzliche Abbiegespur für Autos oder eine
größere Bushaltestelle, hieß es in der Sitzung. Die Investoren hätten der
Gemeinde zudem ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Gebäudefassade
zugesagt. Details sollen in den Gemeindegremien erarbeitet werden, sagte
Bürgermeister Grubert.
Grundsätzlich können die Planungen für das Heim jetzt in die Tat umgesetzt
werden. Ein Vertrag mit einem Heimbetreiber aus Köln, der Senvital GmbH, die
ähnlich große Seniorenheime in Essen, Solingen und Chemnitz betreibt, ist
bereits geschlossen. Das neue Haus in Kleinmachnow soll rund 160 Plätze haben.
„Es bleibt uns einfach nichts anderes übrig“, fasste CDU-Vertreter Ludwig
Burkardt die Stimmung der unter Druck geratenden Gemeindevertreter am Abend
zusammen. Auch sein Kollege aus der Linkspartei, Thomas Singer, sprach von
einer „Zwickmühle“, die der Investor gestellt habe. Jedoch wohl nicht ohne
Zutun der Gemeinde selbst, sagte Bauausschusschef Jens Klocksin (SPD). Bereits
vor Jahren hatten die damaligen Gemeindevertreter mit einem entsprechenden
Bebauungsplan den Weg für den voluminösen Bau freigemacht. Noch im Sommer hatte
man versucht, mit Verweis auf eine neue Verkehrsplanung den Bau zu verhindern
oder zumindest abzuspecken und einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Der Plan
ist jetzt auf dem Weg, der Kern jedoch, die Größe des Pflegeheims, wurde darin
nicht verändert. Tobias Reichelt