PNN 09.10.09
Kleinmachnow - Auch ein Innenminister kann in Kleinmachnow ganz
alltägliche Probleme haben: „In unserer Straße ist alles zugeparkt, wenn da mal
ein Haus brennt
“, mahnte Jörg Schönbohm (CDU) gestern Morgen
Kleinmachnows Ordnungsamtleiter. Und dann wäre da doch noch die Sache mit den
Wildschweinen. „Ist das geregelt?“, erkundigte er sich bei der versammelten
Mannschaft der Rathausspitze. Schönbohm kann’s nicht lassen. Dabei will er sich
aus der Politik verabschieden. Seit 1996 lebt Schönbohm in Kleinmachnow. Im
November wird er sich nach zehn Jahren als brandenburgischer Innenminister in
den Ruhestand verabschieden.
Gestern war der ehemalige Bundeswehrgeneral ins Kleinmachnower Rathaus
gekommen, um sich in das Goldene Buch der Gemeinde einzutragen. Nebenbei lud er
seine Sorgen ab – schließlich wird Schönbohm künftig seinen Wagen selbst lenken
müssen und als Pensionär bleibt ihm wohl auch etwas mehr Zeit für die Pflege
seines Gartens, der vor wütenden Wildschweinen geschützt werden muss. „Unser
Zaun ist wohl stabil genug“, hofft Schönbohm, aber er habe leidgeprüfte
Nachbarn, deren Gärten schon von den Wildsäuen malträtiert wurden, erzählte der
72-Jährige. Dann griff er zum Stift.
Schönbohm ist der vierte Kleinmachnower, der sich in das Buch der Gemeinde
eintragen darf. Er setzte seine Signatur direkt unter eine Karikatur von sich
selbst, gestaltet vom Kleinmachnower Künstler Harald Kretschmar. „Das ist
richtig getroffen und die Augenbrauen stimmen“, befand der CDU-Mann zufrieden.
Ein Wechsel vom Ministeramt in die Kleinmachnower Gemeindevertretung schloss er
gestern aus: „Politik mach ich nicht mehr“, versicherte er.
Dafür hat er andere Pläne: In einem Berliner Tennisclub spielt er in der
Abteilung 60 Plus. „Ich möchte meine Rückhand verbessern.“ Außerdem warte sein
gemeinnütziger Verein, der sich um Jugendaustausch zwischen Brandenburgern und
US-Amerikanern kümmere, auf seine Unterstützung. Und ein Buch wird es geben,
verriet er. Gemeinsam mit seiner Frau habe er schon an den ersten Seiten
gearbeitet. Künftig wird er auf der Terrasse im Garten etwas mehr Zeit dafür
haben. Wildschweine werden ihn dabei hoffentlich nicht stören, sagte Schönbohm
– bleibt die Frage, wie viel Zeit die Parkplatzsuche vor dem Haus in Anspruch
nimmt? Tobias Reichelt