PNN 29.09.09
Region Teltow - Der 32-jährige Sören Kosanke (SPD) gegen den
65-jährigen Gerhard Enser (CDU) – dieses Duell war im Wahlkreis 20 (Teltow,
Kleinmachnow, Stahnsdorf, Nuthetal) mit Spannung erwartet worden. Überraschend
deutlich setzte sich der Juso-Landesvorsitzende mit 30,9 Prozent der Stimmen
gegen den einstigen Stahnsdorfer Bürgermeister Enser (24,5 Prozent) durch.
Lange Zeit schien es am Wahlabend sogar, als ob sich der
Linken-Kreisvorsitzende Klaus-Jürgen Warnick noch dazwischen schieben könnte.
Im Endspurt der Stimmauszählung kam er dann schließlich doch nur auf Platz 3.
Damit steht fest: Aus dem Wahlkreis 20 wird nur Kosanke in den Landtag
einziehen. Ensers CDU-Listenplatz 29 reicht nicht für ein Mandat in Potsdam,
und Warnick war ohnehin nur als Direktkandidat angetreten.
Interessant ist, dass jeder der drei Kandidaten zumindest in einer Gemeinde
einmal die Nase vorn hatte. Kosanke gewann sein Heimspiel in Teltow, aber auch
in Ensers Heimatgemeinde Stahnsdorf. Enser hatte indes in Kleinmachnow die Nase
vorn, Warnick siegte mit einer knappen Mehrheit in der Gemeinde Nuthetal.
Bei den Zweitstimmen haben die Sozialdemokraten im Wahlkreis 20 mit 34,9
Prozent exakt das Ergebnis der Landtagswahl 2004 erreicht. Damit liegen sie
auch diesmal wieder deutlich vor CDU und Linken. Zugelegt hat vor allem die FDP
– wie im gesamten Land – von 4,7 auf 10,1 Prozent.
War es die jugendliche Frische, die Kosanke letztlich den Sieg als
Direktkandidat gebracht hat? Er selbst ist sich in der Analyse da nicht sicher.
„Natürlich ist es mir gelungen, auch junge Wähler mitzunehmen. Auf der anderen
Seite musste ich aber sehr oft erklären, dass ich trotz meiner Jugend schon
ausreichend Kompetenz für den Landtag mitbringe“, so Kosanke. Deshalb sei es
von Vorteil gewesen, dass er bereits zwei Jahre als Wirtschaftsförderer in der
Teltower Stadtverwaltung tätig war. Projekte wie die Gestaltung der
Teltowkanalaue als Erholungsareal oder die Fachkräftesicherung für die Region
will Kosanke nun auch als Landtagsabgeordneter weiterverfolgen. Auch der Ausbau
des S-Bahn-Netzes in der Region werde für ihn ein Thema sein, so Kosanke.
Selbst Jörg Schönbohm hatte es 2004 nicht geschafft, das Direktmandat im
Wahlkreis 20 für die CDU zu erringen. Fast 30 Prozent reichten damals nicht
aus, um an Jens Klocksin (SPD) vorbeizuziehen. Gerhard Enser (CDU) sieht sein
Ergebnis auch deshalb „im Rahmen der Erwartungen“. Im Vergleich mit dem
Landesergebnis müsse sich die CDU der Region nicht verstecken. In seiner
Heimatgemeinde Stahnsdorf sei die Ausgangsposition für ihn sehr schwierig
gewesen. „Hier hat sich seit der letzten Kommunalwahl ganz deutlich eine
rot-rote Mehrheit konsolidiert“, so Enser. Dazu zählt er neben der SPD und den
Linken auch die Wählergemeinschaft Bürger für Bürger, die den Bürgermeister
stellt. Angesichts dieser Mehrheitsverhältnisse sehe er für sich persönlich in
Stahnsdorf künftig keinen kommunalpolitischen Gestaltungsspielraum mehr.
Deshalb habe er jetzt auch seinen Rücktritt als Gemeindevertreter erklärt.
Kreistagsabgeordneter will er jedoch bleiben.
Für Warnick steht indes fest, dass Kosanke vor allem vom „Platzeck-Bonus“
profitieren konnte. Für die Linken sei der Wahlkreis 20 mit den vielen
Zuzüglern aus den Altbundesländern zudem einer der schwierigsten im Land. „Da
ist es schon ein Erfolg, dass ich mein persönliches Ergebnis aus dem Jahr 2004
annähernd halten konnte“, so Warnick. Mit gut 22 Prozent der Stimmen lag er
recht deutlich über dem Gesamtergebnis der Linken von 18,1 Prozent im
Wahlkreis.
Hagen Ludwig