PNN 16.09.09

 

Kleinmachnower Grenzgänger

Wo früher Schluss war, kann jetzt spaziert werden: Zum Wendejubiläum neuer Weg am Mauerstreifen (16.09.09)

Kleinmachnow - Beherzt stapft Wolfgang Hirte durch das dichte Grün am ehemaligen Grenzstreifen in Kleinmachnow. „Wir wollten den früheren Verlauf der Mauer mit unserem Weg besser nachempfinden“, sagt Hirte, stoppt und zeigt auf einen nagelneuen Wegweiser. „Kleinmachnower Mauerweg – Nebenweg vom Berliner Mauerweg“ ist darauf zu lesen. „Hier starten wir“, sagt Hirte.

Fast zwei Jahre lang war der Wanderwegewart der Region mit freiwilligen Kräften aus der Lokalen Agenda „Wandern und Touristik“ und einigen Ein-Euro-Kräften damit beschäftigt, den Kleinmachnower Mauerweg – als alternative Streckenführung zum Berliner Mauerweg – zu gestalten. Pünktlich zum 20. Jubiläum des Mauerfalls ist die knapp 3,5 Kilometer lange Strecke jetzt fertig. Noch in den vergangen Wochen waren Helfer damit beschäftigt, die letzten Wegweiser zu verschrauben und wuchernde Büsche und Sträucher zurückzuschneiden.

Zu finden ist die neue Strecke ganz einfach: Vom Adam-KuckhoffPlatz in Kleinmachnow, an dem sich die im August eingeweihte Gedenkstele zur Erinnerung an die Maueropfer befindet, können sich Wanderer und Radler zunächst auf die Spuren des Berliner Mauerwegs begeben. Der verläuft auf Kleinmachnower Seite entlang der ehemaligen Stammbahntrasse in Richtung A 115. Kurz vor der Autobahn macht der Mauerweg einen Knick und biegt in Richtung Norden auf den Berliner Königsweg ab – genau an dieser Stelle verlief die Mauer jedoch anders, erklärt Hirte: Sie machte einen Bogen nach Süden, in Richtung des ehemaligen Grenzübergangs Dreilinden.

In Absprache mit der Stadt Berlin, die für den Verlauf und den Ausbau des offiziellen Mauerwegs zu großen Teilen verantwortlich ist, und dem Buchautor der Radwanderkarte „Berliner Mauer-Radweg“, Michael Cramer, entwickelte Hirte eine neue Streckenführung. Statt nach Berlin führt der Kleinmachnower Nebenweg zum Grenzübergang Dreilinden.

Vorbei am Panzerdenkmal, auf dem einst der erste russische Panzer thronte, der 1945 Berlin erreichte, schlängelt sich der schmale Weg in Richtung Stahnsdorfer Damm. „Zu Fuß kann man hier auf den Spuren der Mauer wandeln“, sagt Hirte. Mit dem Rad muss man einen Teil der Strecke abseits des Mauerverlaufs umfahren.

Auf dem Stahnsdorfer Damm führt der Weg dann über die Autobahn hinein in den Europarc. Hier ist bereits von weitem der sanierte Kommandantenturm zu sehen, der vom Verein Checkpoint Bravo zum Museum umfunktioniert wurde. Weiter geht es auf der ehemaligen Autobahntrasse, die einst Westberlin mit der Bundesrepublik verband.

Die alte Autobahn leitet den Radler und Wanderer bis zum Teltowkanal und darüber hinweg. In der Berliner Siedlung Albrechts Teerofen angekommen, ist der Kleinmachnower Weg zu Ende – mit Anschluss an den Berliner Mauerweg. Tobias Reichelt