PNN 26.08.09

 

Von Thorsten Metzner

Es soll weniger Unterricht ausfallen Minister Rupprecht stockt Vertretungs-Pool auf

Potsdam - Brandenburg will im jetzt beginnenden Schuljahr 2009/2010 den Unterrichtsausfall an den Schulen reduzieren, der insbesondere im Berliner Umland regelmäßig ein Ärgernis für tausende Schüler und Eltern ist. Das hat Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) am Freitag auf einer Pressekonferenz in Potsdam versichert. Danach sollen neben der sogenannten „Vertretungsreserve“ von drei Prozent der Lehrkräfte, die den staatlichen Schulämtern und den Schulen direkt für Engpässe zur Verfügung stehen, nunmehr landesweit 600 Teilzeitlehrer bei Ausfallstunden einspringen. Bislang waren das 300 Teilzeitlehrer. Dies werde „zu spürbaren Verbesserungen“ führen, sagte Rupprecht, der nach Signalen aus dem Umfeld von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nach der Landtagswahl am 27. September Minister bleiben wird.

Allerdings sorgte sein Auftritt prompt für neuen Krach in der seit 1999 regierenden SPD/CDU-Koalition, in der sich wenige Wochen vor der Landtagswahl führende Protagonisten wie die Kesselflicker streiten, mal um schnelles Internet, mal um das Landtagsschloss in Potsdam oder jetzt eben um die Sicherung von Unterricht: Für den CDU-Bildungsexperten Ingo Senftleben reichen die angekündigten Schritte nicht aus: Er warf Rupprecht vor, den Ausfall „weiter zu ignorieren“ und forderte eine „Unterrichtsgarantie“. Nach Zahlen des Bildungsministeriums würden zwei Prozent des Unterrichts im Land, zumeist wegen erkrankter Lehrer, ersatzlos ausfallen. Das sind im Schuljahr rund 250 000 Stunden. Weitere sechs  Prozent des Unterrichts anders gesichert, durch Vertretungen, zusammengelegte Klassen oder Stillbeschäftigung. Immer wieder gibt es spektakuläre Fälle: So hat jüngst die Gemeinde Kleinmachnow auf Druck einer Elterninitiative 100 000 Euro aus der eigenen Kasse zur Finanzierung von flexiblen Aushilfslehrern bewilligt, obwohl für Schulen das Land zuständig ist. Das Schulsterben in der Mark, das in der Vergangenheit für Unruhe in den berlinfernen Regionen sorgte, ist vorbei. Auf Brandenburgs 278 000 Schüler – 13000 weniger als im Vorjahr – kommen im neuen Schuljahr dennoch einige Veränderungen zu. So wird es erstmals gemeinsam mit Berlin das Zentralabitur, als schriftliche einheitliche Prüfungen in Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch geben. Und mit dem PISA-Vorreiter Thüringen werde gerade ein Set zur Förderung der Lesekompetenz bei schwachen Schülern entwickelt, das Ende 2010 zur Verfügung gestellt werden soll, so Rupprecht. Inhaltlich soll 2009/2010 an den Schulen „ein Themenjahr zu Mauerfall und DDR-Geschichte werden“, da es erhebliche Wissensdefizite bei Schülern über die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte und das DDR-System gibt.