PNN 10.08.09
Stahnsdorf – Wie Exoten wurden sie manchmal bestaunt: Zehn Ruderer aus
dem Ruderclub Stahnsdorf-Kleinmachnow-Teltow sind jetzt drei Wochen lang auf
polnischen Wasserstraßen unterwegs gewesen. Rund 1000 Kilometer haben sie dabei
zurückgelegt, sind von den Masurischen Seen über Weichsel und den Bromberger
Kanal bis zur Oder gefahren, bevor es auf dem Wasserweg wieder nach Hause ging.
Am Samstag haben sie an ihrem Steg im Stahnsdorfer Promenadenweg angelegt.
Während Kajak- und Kanufahrer zum bekannten Bild des polnischen Wassertourismus
gehören, treffe man kaum auf Ruderboote, berichtete Vereinschef Stefan Biastock
nach der anstrengenden Reise. Der in Deutschland so beliebte Freizeitsport sei
im Nachbarland offenbar noch nicht so verbreitet. „Einige Anwohner der
Wasserstraßen waren beim Anblick unserer Boote richtig überrascht“, so Biastock.
Überraschend für die zehn Ruderer aus der Region Teltow sei hingegen immer
wieder die Hilfsbereitschaft der Polen gewesen. So erhielten die Deutschen, als
sie einmal auf der Suche nach einem Nachtquartier waren, sofort den Schlüssel
des örtlichen Feuerwehrhauses, wo sie im Saal schlafen durften. Ein anderes Mal
war von einem Boot der Ausleger abgebrochen, ohne den es nicht weiter gegangen
wäre. Techniker eines Fliegervereins bauten rasch einen neuen. Die freundlichen
Polen hätten auch über manche Schikane polnischer Bürokratie hinweg geholfen,
erinnerte sich Stefan Biastock. Mit der hatten einige Vereinsmitglieder bereits
auf ihrer Ostertour auf der Oder Erfahrungen gemacht. Da wurde ihnen mit
Verweis auf Hochwasser verboten, die Schleusen zu befahren. Auf Nachfrage der
deutschen Botschaft bei der Regionalen Wasserverwaltung Szczecin hieß es aber
nur eine Woche später: Alle Binnenwasserstraßen sind freigegeben. An der
Weichselschleuse unterhalb von Warschau standen die deutschen Ruderer nun
erneut vor diesem Problem: An der Wand hing ein Hinweisschild, dass keine
Ruderboote passieren dürfen. „Wir haben den Schleuser lange beschwatzt bis er
nachgab und die Vorschriften ignorierte“, schmunzelte Biastock.
Auf dem etwa zwei Kilometer breiten Weichselstrom gab es aber auch noch andere
Hürden: So zwangen Sandbänke die Ruderer, mitten auf dem Fluss auszusteigen, um
das Boot über die Düne zu schieben. „Man muss dort schon sehr aufmerksam
fahren, denn die Markierungsfahnen und -tonnen stehen oft falsch“, sagte Biastock.
Im Gegensatz zu den Masurischen Seen seien viele andere polnische Wasserstraßen
touristisch noch nicht so erschlossen, wie mancher Reiseführer behauptet.
Die schöne Landschaft habe aber für vieles entschädigt, ebenso die Tierwelt mit
Seeadler, Störchen und Kranichen. Zudem erwartete die Ruderer bei ihrer
Rückkehr am Samstag ein altbekanntes Problem vor der eigenen Tür. Denn der Steg
vor dem Klub ist nach wie vor nur ein Provisorium. Zwar hat es für einen Neubau
schon vor zwei Jahren grünes Licht vom Landkreis gegeben, aber beim Schifffahrtsamt
sei trotz ständiger Nachfragen kein Zuständiger zu erreichen, um das letzte
„OK“ zu geben. Das sei schon ärgerlich, meinte Stefan Biastock, den so etwas
stark an die Verwaltungspraxis im Nachbarland erinnere. Kirsten Graulich