PNN 17.07.09
Kleinmachnow - Wenn das kein Zufall ist: Als am Donnerstagabend die
Fotografen ein Motiv vor dem neuen Porsche-Zentrum in Kleinmachnow stellen
wollten, rollte plötzlich ein 914er vor die Objektive. Der Zweisitzer mit Targadach,
auch als „Volks-Porsche“ bekannt, wurde zwischen 1969 und 1976 als
Gemeinschaftsprodukt von VW und Porsche verkauft. Ein Omen für den derzeit
tobenden Übernahme-Kampf?
Bei der Eröffnung des neuen Autohauses im Europarc-Dreilinden wurde das Thema –
bis auf den ungeplanten Besucher – komplett ausgespart. Zumindest versuchte man
es. Ein Vorstandsmitglied ließ sich beim Galaempfang mit 120 geladenen Gästen
nicht blicken. Bernhard Maier, Geschäftsführer der für den Vertrieb zuständigen
„Porsche Deutschland GmbH“, wollte sich schon gar nicht aus dem Fenster lehnen.
Soviel zum Omen: „Porsche bleibt Porsche.“ Darüber hinaus konzentriere er sich
auf das, was er kann, sagte Maier: „Autos verkaufen und unsere Kunden gut
betreuen.“ Das soll im Porsche-Zentrum Berlin-Brandenburg noch besser als
bisher gelingen.
Sieben Millionen Euro wurden investiert, um den Freunden des Rosswappens im
Süden der Hauptstadt und im kaufkräftigen Potsdam „eine optimale Betreuung zu
gewährleisten“, so Maier. Der Neubau ersetzt den Standort in der Berliner Goerzallee.
Das Porsche-Zentrum in Berlin-Mitte bleibt als zweites Vertriebsstandbein der
Region bestehen.
Laut Kraftfahrzeugbundesamt sind in Berlin rund 3500 Porsche zugelassen, in
Brandenburg 750. Deutschlandweit sind es etwa 135 000 – Niederlassungsleiter
Stephan Altrichter ließ keinen Zweifel an den Wachstumserwartungen aus der
Zentrale. Blick nach München: Dort gibt es drei Porsche-Autohäuser. Nicht
umsonst lässt der Kleinmachnower Neubau eine Erweiterung zu, falls die
Werkstatt-, Büro- und Verkaufsflächen von 4000 Quadratmetern nicht mehr
reichen. Das Grundstück im Europarc ist mit 10 000 Quadratmetern großzügig
bemessen.
Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ist kein gutes Beispiel – er
kam am Donnerstagabend mit einem Mittelklasse-Renault vorgefahren. Die Freude
über die noble Neuansiedlung reiche nicht, um selbst zum Porsche-Fahrer zu
werden, wie er bedauerte. Hoffnung gibt sein siebenjähriger Sohn, der beim
Richtfest mit einem Cabrio mitfahren durfte und immer noch schwärmt.
Auch der neue Laden ist bis ins Detail ausgeklügelt: Wie eine Schatulle mit
Sehschlitz geformt, hält sich der Serienbau in Anthrazittönen vornehm zurück:
„Car is the hero“ lautete das Motto, sagte Projektleiter Bernd Pfau.
Andererseits soll die Eleganz des Baus – von der Möblierung bis zu den
Fugenabständen der Fassade – keine Zweifel aufkommen lassen, dass hier 18
Modelle einer Premiummarke ausgestellt sind. Und von der A 115 aus kann man
über dem Lärmschutzwall gerade noch so den Porsche-Schriftzug an der Fassade
erkennen.
Zu den aus der Goerzallee mitgezogenen Stammkunden gehört Manfred Pfeiffer –
ein gutes Beispiel – stolzer Besitzer eines quietschgelben 997 S. Es ist sein
zwölfter, seit 1965 vertraut der 75-jährige den Stuttgarter Autobauern. „Das
hält mich jung“, sagt Pfeiffer, der früher mal ein eigenes
Kongressveranstaltungsbüro in Berlin besaß. „Porsche-Fahrer sind überwiegend
erfolgreiche Geschäftsleute, die sich einen Jugendtraum erfüllen“, meint
Pfeiffer. Wach müsse man sein, Respekt vor der Technik unter der Motorhaube
haben. Für Pfeiffer ist aus dem Jugendtraum etwas mehr geworden: 1986 gehörte
er zu den Mitbegründern des „Porsche Clubs Brandenburger Tor“ – und jetzt
wartet er als Club-Geschäftsführer gespannt auf den Panamera.
Der Panamera ist das neueste PS-Wunder aus Zuffenhausen, eine viersitzige
Business-Limousine für Geschäftsreisende, die Tempo und Komfort lieben und
wenigstens 94 575 Euro entbehren können. Glaubt man der Stimmung am
Donnerstagabend, so ruhen viele Hoffnungen der schuldengeplagten Firmenfamilie
derzeit auf dieser „vierten Baureihe“ – einem Steckenpferd von Michael Macht,
der seit gestern als Nachfolger des Vorstandschefs Wendelin Wiedeking gehandelt
wird. Verkaufsstart ist am 12. September, im neuen Kleinmachnower Autohaus
wurde der Panamera in den drei Testwochen vor dem Start schon 35 Mal bestellt,
zudem gäbe es rund 80 unverbindliche Reservierungen, freute sich
Niederlassungsleiter Altrichter. Donnerstagabend rollte der Panamera
theatralisch auf die Bühne. Das am Rande: Die Karosserie kommt aus dem
Volkswagenwerk Hannover.
Henry Klix