PNN 07.07.09
Kleinmachnow - Raus aus dem Auto und rauf aufs Rad – die Gemeinde
Kleinmachnow möchte ihren Bewohnern den Umstieg aufs Fahrrad erleichtern. Auf
der Grundlage des sogenannten „Masterplans Fahrrad“ sollen neue Fahrradwege
entstehen, zusätzliche Fahrradständer gebaut und Fahrradstraßen vor Schulen
eingerichtet werden. Insgesamt solle Kleinmachnow eine „Musterkommune in Sachen
Fahrrad“ werden, heißt es in dem Auftrag der Gemeindevertreter an ihren
Bürgermeister. Bis zum Jahr 2012 solle der Anteil der Radler am
Verkehrsaufkommen verdoppelt werden.
Beteiligt an der Planung, deren Arbeit vor wenigen Wochen begonnen hat, sind
auch der Fahrradclub (ADFC) in Kleinmachnow und die Lokale Agendabewegung.
Dort freut man sich über die Fortschritte: „Bislang hatte der Autoverkehr
Priorität, nun soll für die Fahrradfahrer mehr Geld ausgegeben werden“, sagte
Peter Sahlmann, Sprecher der Lokalen Agendagruppe Verkehr, gegenüber den PNN.
Schon vor drei Jahren habe die Agenda auf ein Fahrradkonzept gedrungen. Doch
erst nach der Gründung der ADFC-Ortsgruppe im vergangenen Jahr hätten sich die
entscheidenden Räder in Bewegung gesetzt: Für 20 000 Euro soll jetzt ein
Planungsbüro aus den Ideen der fahrradbegeisterten Kleinmachnower konkrete
Vorschläge entwickeln. Derzeit werde deutschlandweit nach dem richtigen
Planungsbüro gesucht, sagte Sahlmann.
„Wir wollen Vorbildkommune werden“, erklärte er, dafür wolle man sich anderen
Vorbildern, zum Beispiel aus Münster oder dem Nachbarland Holland, nicht
verschließen. Dort seien Radwege sechs Meter breit, durchgehend asphaltiert und
sehr gut ausgeschildert.
Ganz anders noch in Kleinmachnow, bemängelte der Sprecher des Kleinmachnower
ADFC, Udo Böhlefeld: Hier seien Radwege meist zu schmal oder gar nicht
vorhanden. Radler, die nach Berlin oder Potsdam wollen, müssten meist die
Straße nutzen. Und auch vor den Kleinmachnower Schulen bestehe dringender
Handlungsbedarf: „Morgens mit dem Rad auf den Seeberg fahren ist nah am
Suizid“, sagte Familienvater Böhlefeld. Auch vor der Steinwegschule oder dem
Weinberggymnasium drängelten sich Radler im dichten Autoverkehr. Das soll sich
ändern: Dem Wunsch des ADFC und der Lokalen Agenda nach sollen hier
Fahrradstraßen entstehen.
„Die Probleme in Kleinmachnow sind vielfältig“, sagte Böhlefeld. Zu den
Unfallschwerpunkten zählten die Radwege in zweiter Reihe. Hier fahren die
Radler knapp zehn Meter neben der Hauptstraße – oft würden sie dort von
Autofahrern aus den Seitenstraßen übersehen. Daran soll gearbeitet werden. Auch
hohe Bordsteine und gefährliche Ampelkreuzungen sollen der Vergangenheit
angehören. Dafür will Kleinmachnow künftig einen Fahrradbeauftragten
engagieren.
Denkbar wäre, dass dieser auch für Teltow und Stahnsdorf arbeite, sagte
Böhlefeld. „Wir denken perspektivisch“, erklärte er. Das Ziel sei, mehr Leute
auf das Rad zu bekommen. Tobias Reichelt