PNN 03.07.09
Kleinmachnow - Vielen Kindern fehlt ein Gemeinschaftsgefühl. Das haben
nicht nur Mitarbeiter des Sozial-Therapeutischen Institutes Berlin-Brandenburg
(STIBB) beobachtet, auch Pädagogen und Eltern sorgen sich, weil dieses Defizit
zu Konflikten führt. „Machtspiele“ wie Mobbing und Gewalt gibt es bereits in
der ersten und zweiten Klasse, wie STIBB-Mitarbeiter Fridolin Ott während eines
Fachgespräches am Mittwoch berichtete. Anlässlich des Tages der offenen Tür im
Kleinmachnower STIBB-Haus hatte der Verein zur Diskussion zum Thema „Kommune
als Lebenswelt für Kinder gestalten“ eingeladen.
Seit Jahren kümmert sich das Team aus Pädagogen, Therapeuten und Psychologen um
Kinder, die Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch wurden. Auch
Aufklärungsarbeit in Kitas, Schulen und Horten gehört zu den Aufgaben.
Konflikte würden brutaler ausgetragen als noch vor Jahren, meint Ott. „Manchen
Kindern macht es geradezu Spaß, andere zu verletzen.“ Da werde nochmal
nachgetreten, um seine Missachtung zu zeigen. Hier müssten Erwachsene
eingreifen, fordert Ott.
Manchmal sei es das „perfekte Kind“, dass hinter dem Rücken der Lehrer seine
Aggressionen gegenüber Schwächeren auslebe, sagte Barbara Nieter vom
Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Gründe für solches Verhalten
seien vor allem Elternhäuser, „in denen Begegnungen zwischen Kind und Eltern
immer weniger werden“. Nieter beklagte in der Diskussion das fehlende
Miteinander zwischen den Generationen. In Kleinmachnow vermisst sie einen Ort,
wo man Kinder und Eltern treffen könne. Früher sei das der Spielplatz gewesen,
doch weder der am Düppelteich noch der neben dem Rathausmarkt seien einladend.
Planer sollten für neue Wohngebiete nicht nur Sandkasten und Rutsche einplanen,
wünscht sich Nieter, Gemeinschaft müsse wieder erlebbar werden.
Wie wichtig die Nähe der Eltern für Kinder ist, bestätigte Tobias Klein vom
STIBB-Kindertreff Am Stern. Das offene Angebot richtet sich an Kinder von 9 bis
14 Jahren. „Wenn die Eltern vorbeikommen, macht das die Kinder richtig stolz.“
Man käme leichter miteinander ins Gespräch. Die Feste im Kindertreff seien eine
Plattform, um Familien kennenzulernen und sich auszutauschen. STIBB-Leiterin
Annelie Dunand ist überzeugt: „Wenn man Kinder mehr beachtet, kann man auch
mehr mit ihnen tun.“
Den PNN sagte Dunand, dass das STIBB in der Region auf der Suche nach einem Ort
sei, an dem eine neue Form von Gemeinschaft etabliert werden kann. „Uns schwebt
dabei eine regionale Kreativwerkstatt vor.“ Kirsten Graulich