PNN 16.06.09
Kleinmachnow - In Kleinmachnow macht ein unheilvoller Brief die Runde:
Unerwartet ist der Konflikt zwischen der Berlin Brandenburg International
School (BBIS) und der Gemeinde über die künftige Bebauung des Seebergs wieder
entflammt. In dem Schreiben, das den PNN vorliegt, wirft BBIS-Chef,
Burkhard Dolata, Bürgermeister Michael Grubert (SPD) im laufenden Bebauungsplanverfahren einen
„klaren Wortbruch“ vor. Zugleich kündigt Dolata den
erst im Mai ausgehandelten baulichen Kompromiss auf.
Betroffen sind vor allem Unbeteiligte: So droht die BBIS, der kommunalen
Grundschule auf dem Seeberg den Mietvertrag zum Jahr 2011 zu kündigen.
Gefährdet ist auch der Bau eines Waldorfkindergartens: Die BBIS will die dafür
benötigte Fläche nicht verkaufen.
Stein des schriftlichen Anstoßes ist ein Park- und Wendehammer, der vor den
Toren der Internationalen Schule entstehen soll. Den Platz sollen auch die
Eltern der Grundschule nutzen dürfen – er soll öffentlich sein. Dafür müsste
aber die BBIS enteignet werden. Rund 1000 Quadratmeter stehen zur Debatte. Dolata sieht sich vom Bürgermeister getäuscht. Während der
Verhandlungen habe man klargemacht: Der Wendehammer gehört der BBIS und bleibt
privat, sagte Dolata den PNN. Nun werde dennoch damit
geplant.
Angesichts der langen Seeberg-Debatte, scheint das jetzige Streitobjekt
trivial: Mit dem angestrebten Bebauungsplan könnte sich die Internationale
Schule vergrößern: Internat, Mensa und Parkdeck sind geplant – nur
zähneknirschend hatten nach langem Hin und Her im Mai 16 von 28
Gemeindevertretern den Bauplänen zugestimmt. Vielen war die geplante Baumasse
zu groß, sie fürchteten um den Waldcharakter des Seebergs. Doch groß schien
auch das Risiko, mit dem Scheitern des Bebauungsplanverfahrens
Grundschule, Waldorf-Kindergarten und BBIS zu gefährden.
Nun der Rückschlag in der Frage des sogenannten Kiss-and-Go
Parkplatzes: „Ich bin enttäuscht“, sagte Bürgermeister Grubert.
Das gesamte Verfahren an einem Parkplatz scheitern zu lassen? „Man muss den
Eindruck haben, dass die noch etwas anderes verfolgen“, sagte Grubert. Ohne Vorwarnung sei ihm und den
Fraktionsvorsitzenden das Schreiben der BBIS-Rechtsanwälte
übermittelt worden. Ein Wendehammer nur für die BBIS werde das Verkehrsproblem
auf dem Seeberg nicht lösen. „Ich kann den Ärger nicht verstehen, die BBIS
verliert kein Stück ihres Baurechts.“ Grubert wolle
nun das Gespräch suchen, sagte er.
Unverständnis auch bei Bauausschusschef Jens Klocksin
(SPD): „Ich bin entsetzt über die Aggressivität.“ Noch könne er nicht
nachvollziehen, warum die BBIS den „Krawallkurs“ fahre. Mit dem Schreiben seien
die Bemühungen der vergangenen Monate zum Stillstand gekommen. Klocksin verteidigte die Planungshoheit der Gemeinde. Das
Planverfahren laufe weiter. Für den Waldorfkindergarten werden bereits
alternative Standorte abseits des Seebergs gesucht. Für die Kinder der
kommunalen Grundschule heißt es hoffen: „Zwei Jahre haben wir noch einen
gültigen Mietvertrag“, sagte Klocksin. Tobias
Reichelt