PNN 12.06.09
Kleinmachnow - „Was will ich einmal werden?“ Es ist die Frage, der
sich Jugendliche früher oder später stellen müssen: Die Möglichkeiten sind
riesig und verleiten viele junge Leute dazu, die Region zu verlassen. Dass
gerade hier das berufliche Potenzial groß ist, wissen die wenigsten, sagt
Hartmut Wittich. Der Rentner ist ehrenamtlicher Leiter des Industriemuseums
Teltow und Chef des angeschlossenen Informationszentrums für
Berufsorientierung, kurz IZB. Gestern zog Wittich Bilanz von über zwei Jahren
Arbeit, in denen er Betriebspraktika an Schüler vermittelte, Unternehmer
überredete, ihre Arbeit in Grundschulen und Oberstufen vorzustellen und Lehrer
überzeugte, mit den Schülern einen benachbarten Betrieb zu besuchen. Eine
besondere Ehre für den engagierten Pensionär: Bildungsminister Holger Rupprecht
(SPD) war gestern mit dabei.
Schon seit 2008 setzt sich das Land Brandenburg dafür ein, Schüler auf das
Berufsleben vorzubereiten. „Berufsorientierung“ heißt das Zauberwort: „Wir
können uns keine Ausbildungs- oder Studienabbrecher mehr leisten“, sagte
Rupprecht gestern in Kleinmachnow. Bald werde die Wirtschaft verzweifelt nach
jungen Kräften suchen. Nur wer sich früh bemühe, werde Chancen haben, so
Rupprecht. Das erkannten auch die Ehrenämtler im Industriemuseum.
Seit 2005 gibt es die Einrichtung im Meiereifeld. Ursprünglich zeigte man hier
nur die Industriegeschichte seit 1871. Auf Interesse stieß das meist bei
Älteren. „Wir wollten auch Jüngere locken“, sagt Wittich. So begann man 2007
mit der Arbeit im Informationszentrum und nutzte bestehende Kontakte, um
Schüler und Firmen zusammenzuführen. Allein im vergangenen Schuljahr bekamen so
540 Schüler aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf Besuch vom IZB.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt Wittich. Auch wenn es schwierig sei,
einen Betriebsausflug in die engen Lehrpläne zu packen. Zu oft werde das
Reinschnuppern in Berufe deshalb noch vernachlässigt. Auch den Jugendlichen
fehlte die Motivation: Sie müssen Praktika absolvieren, suchten die aber meist
lustlos aus. „Am Ende stehen die Schüler zwei Wochen am Kopierer.“ Das geht
anders, sagt Wittich. Schon lange bietet das IZB hier seine Hilfe an: Zu über
1000 Betrieben können Schülerpraktika vermittelt werden. tor