PNN 27.05.09
Kleinmachnow - Der Baukonzern Kondor Wessels hat seine alten Pläne
wiederbelebt, einen massiven Gebäuderiegel in die Kleinmachnower Ortsmitte zu
stellen. Auf einer Länge von über einhundert Metern will das Unternehmen ein
viergeschossiges Alten- und Pflegeheim an der Förster-Funke-Allee – direkt
gegenüber dem Rathausmarkt – bauen. Ein entsprechender Bauantrag ging vor
wenigen Tagen im Rathaus ein und sorgt für heftige Kritik bei vielen Anwohnern
und Gemeindevertretern. Doch die Baupläne zu stoppen, scheint nicht mehr
möglich. Bereits vor Jahren legten die damaligen Gemeindevertreter mit einem
entsprechenden Bebauungsplan den Grundstein für den voluminösen Bau.
„Nach jetziger Erkenntnis ist das Vorhaben mit dem Bebauungsplan abgestimmt und
damit zulässig“, erklärte Jörg Ernsting vom Kleinmachnower Bauamt in der
Sitzung des Bauausschusses am Montagabend. Derzeit prüfe man den Bauantrag aber
noch, erklärte er.
Damit befindet sich die Gemeinde in einer ähnlichen Situation wie vor zwei
Jahren. Schon 2007 sorgten die Pläne Kondor Wessels für das Pflegeheim am
Rathausmarkt für Kritik. Auch damals war der Gestaltungsspielraum nur minimal,
da der großzügige Bebauungsplan bereits 2001 verabschiedet worden war. Investor
Kondor Wessels, der bereits mehrere Wohngebiete und den Rathausmarkt
entwickelte, hatte sich dennoch auf einen Kompromiss eingelassen. Von dem 6408
Quadratmeter großen Areal an der Hauptstraße sollten 2665 Quadratmeter bebaut
werden. Auf einer Länge von 114 Metern sollte sich das Pflegeheim erstrecken.
Als ein möglicher Heimbetreiber jedoch absprang, legte Kondor Wessels die Pläne
auf Eis. Nun scheint ein neuer Investor gefunden. Das Bauprojekt wurde
wiederbelebt und in seinen Dimensionen verändert: Auf knapp 130 Meter Länge
soll der Gebäuderiegel anwachsen. Knapp 600 Quadratmeter mehr Grundstücksfläche
sollen bebaut werden, die Höhe einiger Gebäudeteile auf der straßenabgewandten
Seite dafür sinken.
„Mich ergreift blankes Entsetzen angesichts der Baupläne“, erklärte der
Grünen-Politiker Axel Mueller im Bauausschuss. Der Bau sei weder „ortstypisch
noch zuträglich“, so Mueller. Auch CDU-Politiker Ludwig Burkardt übte harsche
Kritik. Er forderte von Bürgermeister Michael Grubert (SPD), dass die
Gemeindevertreter über das planerische Einvernehmen entscheiden sollen.
Anwohner hätten bereits auf Fehler im Bauantrag hingewiesen, erklärte Burkardt.
So soll Kondor Wessels bei der Berechnung der Gesamtgrundfläche angrenzende
Wege einbezogen haben, um so mehr Fläche bebauen zu können, als nach dem
Bebauungsplan zulässig.
Hinweise darauf hätten sich in der Bauverwaltung jedoch noch nicht bestätigt,
hieß es im Ausschuss. Sollten die Baupläne Kondor Wessels jedoch über das Maß
des Bebauungsplanes reichen, werden die Gemeindevertreter zum Zuge kommen,
versprach der Bürgermeister. In diesem Fall werde er die Gemeindevertreter über
das Projekt entscheiden lassen. Tobias Reichelt