PNN 26.05.09
Von Jan Brunzlow
Wohnen in Potsdam ist erneut teurer geworden. Wie Ludwig Burkardt
am Montag sagte, seien die Wohnnebenkosten um durchschnittlich fünf Prozent
sowie die Nettokaltmiete um 1,5 Prozent gestiegen. Der Vorstand des Verbandes
Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) erklärte: Heizen, Wasser und
Müll würden das Leben teuer machen. In einer gestern veröffentlichten Datenbank
der Wohnungsunternehmen sind per Modellrechnung die Preise für ein
Mehrfamilienhaus in 59 Städten im Land Brandenburg sowie Berlin und 18 weiteren
deutschen Großstädten verglichen worden. Das Ergebnis: In Beelitz müssen die
höchsten Abwassergebühren des Landes bezahlt werden, und Potsdam hat in diesem
Jahr den günstigsten Müllpreis im Vergleich von 18 Groß- und
Landeshauptstädten.
Jahrelang hatte die Stadt Potsdam zu hohe Müllgebühren kassiert, in diesem Jahr
nun hat sich der Preis um 30 Prozent verringert. Damit ist Potsdam günstigster
Anbieter: Das Ergebnis sei verzerrt, sagte Burkardt. Es sei zwar richtig, den
über die Jahre zu viel eingenommenen Betrag innerhalb eines Jahres
zurückzuzahlen, allerdings werde der Preis im nächsten Jahr wieder deutlich
steigen. Zum Vergleich: In Hennigsdorf ist die Müllentsorgung laut der
Wohnungsunternehmen-Studie viermal so teuer wie in Potsdam. Auch in
Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow und Werder (Havel) zahlen die Einwohner das
Dreifache dessen in Potsdam.
In der einen Statistik ausreißen nach unten, in der nächsten nach oben: Im
Vergleich der Wasserpreise ist Potsdam mit 5,82 Euro pro Kubikmeter Trink- und
Abwasser auf Rang sechs der teuersten Anbieter. Selbst Berlin ist preiswerter,
obwohl es im Ranking der Städte mit mehr als 500 000 Einwohnern „weiterhin
klar den ersten Platz“ belegt, so Burkardt. Ein Haushalt, der jährlich 100
Kubikmeter Wasser verbraucht, zahle hier je Kubikmeter 5,12 Euro. In Köln sind
es nur 3,26 Euro, in Potsdam 5,82 Euro. Am teuersten ist Beelitz mit 6,48 Euro
pro Kubikmeter und dem landesweit höchsten Abwasserpreis (5,13 Euro) – das
Trinkwasser ist dagegen mit 1,35 Euro je Kubikmeter billiger als sonst
(Potsdam: 2,14 Euro). Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow liegen bei den
Wassergebühren mit 4,42 Euro (Trinkwasser 1,57 /Abwasser 2,85 Euro) unter dem
Landesdurchschnitt, Werder (Havel) mit 5,68 Euro (Trinkwasser 1,68 / Abwasser
4,00 Euro) über dem Durchschnitt.
Insgesamt gesehen seien Fernwärme, Strom und Gas im Vergleich zum vergangenen
Jahr für die Mieter der Wohnungsunternehmen deutlich teurer geworden, sagte
Burkardt. In Potsdam sei der Fernwärmepreis um 17 Prozent gestiegen – einzig in
Werder (Havel) und Lübbenau ist er leicht gesunken. Laut Datenbank der
Wohnungsunternehmen liegt der Potsdamer Fernwärmepreis bei 90 Euro je
Megawattstunde, in Falkensee werden 157 Euro verlangt. Beim Strompreis müssen
die Potsdamer für 3000 Kilowattstunden derzeit mindestens 638 Euro ausgegeben.
In Werder (Havel) und Kleinmachnow sind es laut dem Internet-Branchenportal
verivox 666 Euro, in Berlin verlangt der günstigste Stromanbieter derzeit 578
Euro für 3000 Kilowattstunden Strom. Und beim Gaspreis, den die Stadtwerke
Potsdam im April gesenkt haben, müssen Potsdamer für 12 000
Kilowattstunden Gas laut der Vergleichsdatenbank verivox 810 Euro bezahlen –
689 Euro sind es in Werder (Havel) und Kleinmachnow, 633 Euro in Berlin.
Wie aus der Datenbank der Wohnungsunternehmen hervorgeht, halten sowohl die
Potsdamer Wohnungsunternehmen als auch die anderer Kommunen den regionalen
Versorgern die Treue. Die Stadtwerke Potsdam sind Gas-, Fernwärme- und
Stromlieferant für die Wohnungsunternehmen der Landeshauptstadt. Insgesamt
zeigt die Untersuchung des Verbandes, dass Potsdamer bei der Berechnung ihrer
Nebenkosten im Landesdurchschnitt liegen.
Burkardt kritisierte, die Kalkulation der Anbieter sei „kaum nachvollziehbar“.
Daher soll die Datenbank zu mehr Transparenz beitragen. Er forderte, dass der
Energie- und Wassermarkt staatlich überwacht werden soll.
Die Datenbank im Internet
www.bbu.de