PNN 22.05.09
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Potsdam-Mittelmark - Die Zeiten, in denen weiterführende Schulen im
Landkreis um ihre Existenz bangen mussten, sind offenbar vorüber: Zum kommenden
Schuljahr dürfen alle Ober- und Gesamtschulen sowie die Gymnasien mindestens
zwei siebente Klassen eröffnen. Das sagte die stellvertretende Leiterin des
staatlichen Schulamtes Brandenburg (Havel) auf der jüngsten Sitzung des Kreisbildungsausschusses.
Damit wird es nach Jahren des Schülermangels keine neuen Leerläufe und damit
auch keine Schulschließungen in der Region mehr geben.
In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Schulen in Brandenburg
drastisch reduziert, allein von den Real- und Gesamtschulen, die gerade erst
zur Oberschule umgewandelt worden waren, musste die Hälfte den Betrieb
einstellen. Schuld war der Geburtenknick der Nachwendezeit: Innerhalb von nur
drei Jahren sank allein in Potsdam-Mittelmark die Zahl der Sechstklässler von
2800 auf 1800 (PNN berichteten). Im Potsdamer Umland mussten die Oberschulen in
Caputh und Neuseddin ihre Türen schließen. In der Solar-Oberschule in Beelitz
stand noch bis vor wenigen Wochen die Eröffnung zweier siebenter Klassen in
Frage, nun jedoch stehen mindestens 24 Neuanmeldungen fest.
Das diesjährige Ü 7-Verfahren, bei dem Sechstklässler ihre Erst- und
Zweitwünsche für eine weiterführende Schulen angeben müssen, ist mittlerweile
abgeschlossen. Eines der Ergebnisse: Besonders viele wollen aufs Gymnasium.
Spitzenreiter ist die Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf: Hier hätten im
Durchschnitt fast 70 Prozent der Grunschul-Absolventen ein Gymnasium angewählt,
berichtete die beim Landratsamt zuständige Sachbearbeiterin Britta Fraas. Allein
in der Eigenherdgrundschule Kleinmachnow hätten sich 83 Prozent der
Sechsklässler dafür entschieden. Aber auch in der Region zwischen Werder und
Beelitz liegt die Anwahlquote für Gymnasien weit über dem Bundesdurchschnitt
von 43 Prozent: In den Grundschulen in Wildenbruch waren es 71, in Beelitz 73
und in Fichtenwalde sogar 81 Prozent. Mehr in Richtung Oberschule tendieren
offenbar die Absolventen in Glindow, hier wollten nur 21 Prozent aufs
Gymnasium, und Neuseddin – hier waren es 33.
Entsprechend verteilt sich die Zahl der siebenten Klassen, die im September
eröffnet werden: An den Gymnasien in Werder (Havel), Beelitz, Belzig,
Treuenbrietzen und Teltow sind jeweils drei, in Michendorf und Kleinmachnow
sogar vier geplant. Auch das neue Kreis-Gymnasium, welches bis zu seiner für
2012 geplanten Neueröffnung am eigenen Standort in Stahnsdorf noch am OSZ
Teltow unterrichten wird, soll mit drei siebenten Klassen starten. Am
Ernst-Haeckel-Gymnasium Werder und am Fläming-Gymnasium Belzig kommt jeweils
noch eine sogenannte Schnellläufer-Klasse dazu.
Geringer sind die Zahlen an den Oberschulen: In Wilhelmshorst, Teltow und
Beelitz werden jeweils zwei siebente Klassen eröffnet, ebenso in Belzig, Brück
und Ziesar. Eine Ausnahme bildet die Carl-von-Ossietzky-Oberschule: bei 101
Neuanmeldungen geht die Werderaner Oberschule vierzügig ins neue Schuljahr.
Die Zahlen wurden von den Abgeordneten im Bildungsausschuss mit Wohlwollen zur
Kenntnis genommen. Dabei entstand aber auch eine Diskussion darüber, ob eine so
hohe Quote an Gymnasiasten erstrebenswert ist. „Wir brauchen auch die anderen
Ausbildungsformen“, betonte Vorsitzender Baldur Martin (FBB). Und Bodo Puschner
(CDU) forderte: „Wir sollten uns wieder darauf besinnen, wofür das Gymnasium da
ist: einen Schüler auf das Studium vorzubereiten.“ Thomas Lähns