PNN 16.05.09
Kleinmachnow - Die Bauarbeiten auf dem Kleinmachnower Seeberg
können beginnen. Die Internationale Schule (BBIS) darf ihre Gebäude erweitern,
und auch ein neuer Waldorf-Kindergarten kann entstehen. Der seit Jahren
schwelende Streit um die bauliche Zukunft des Areals ist mit mehrheitlichem
Votum der Gemeindevertreter am Donnerstagabend beendet worden. Eine
Bauleitlinie soll das ins Stocken geratene Bebauungsplanverfahren wieder
anschieben. Die gefundene Lösung bietet sowohl mehr Grün als auch mehr
Baumöglichkeiten und ist gerade deshalb umstritten.
In den vergangenen Monaten hatte die Internationale Schule den Druck auf die
Gemeindevertreter entscheidend erhöht, nach vierjähriger Debatte einen
Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Die Jahre der baulichen Planlosigkeit und
der ungewissen Zukunft waren zu viel. Zudem hatten die Banken der BBIS damit
gedroht, der Schule den Geldhahn zuzudrehen, sollte es nicht zu einer Lösung
kommen. So ging die Internationale Schule als größter Flächeneigentümer des
Seebergs in die Offensive und drohte damit, der ebenfalls auf dem Areal
ansässigen kommunalen Grundschule den Mietvertrag zu kündigen. Schon 2011
hätten Schüler und Lehrer einen neue Bleibe gebraucht. Dabei hatte die Gemeinde
das Gebäude in Besitz der Internationalen Schule erst saniert.
„Man spielt hier mit der Grundschule, mit deren Schülern deren Eltern und auch
mit dem künftigen Haushalt der Gemeinde“, erklärte Frank Musiol, Fraktionschef
der Wir, deshalb im Vorfeld der Abstimmung und gab damit einen Einblick in den
Gewissenskonflikt, mit dem sich ein Großteil der Kleinmachnower
Gemeindevertreter in den vergangenen Wochen umherschlagen musste. Der
Waldcharakter des Seebergs sollte erhalten, die Zukunft der Schulen aber nicht
gefährdet werden. Am Ende stimmte Musiol als einziger seiner Fraktion dem
Leitlinienpapier zu und befand sich damit auf Linie von SPD und CDU. „Das
Risiko ist einfach zu hoch“, so Musiol. Eine neue Grundschule würde der
Gemeinde vier Millionen Euro kosten. „Das hätte uns in den kommenden Jahren
jede Möglichkeit für neue Projekte genommen“, sagte er.
Bei insgesamt neun Gegenstimmen war der von Bürgermeister Michael Grubert (SPD)
avisierte breite Konsens jedoch gescheitert, wie die anschließende Debatte
zeigte. In besonders strittigen Punkten, so bemängelten Vertreter von
Bündnisgrünen, FDP sowie Teilen der Linken und Wir hätte sich die BBIS zu sehr
durchsetzen können. Die Grünen-Abgeordnete Barbara Sahlmann erklärte: „Das Maß
der Bebauung wird erheblich überschritten“. Mit einem gesonderten Antrag
versuchte sie, die gerade beschlossene Leitlinie aufzuweichen. In den Augen des
Bürgermeisters Grubert ein „nicht verantwortungsvoller“ Versuch. „Wir müssen
das unbedingt zum Abschluss bringen“, plädierte er mit Erfolg. Die beantragten
Änderungen wurden abgelehnt.
So darf die Internationale Schule eine neue Mensa bauen. Auch eine Schwimmhalle
und ein Kulturzentrum könnten entstehen. Ein geplantes Parkdeck soll vor der
Sporthalle verwirklicht werden. Ein knapp 20 Meter breiter Grünstreifen am
Rande des Seebergs soll hingegen unbebaut bleiben. Ebenso das Gelände des alten
Waldorf-Kindergartens, der abgerissen wird. Gleichzeitig soll der Mietvertrag
mit der Grundschule bis 2018 verlängert werden. Tobias Reichelt