PNN 16.05.09
Kleinmachnow - Die denkmalgeschützte Schneefräse am ehemaligen
Grenzübergang in Dreilinden droht zu verfallen. Bislang scheiterten Versuche, das
historische ehemalige Panzerehrenmal zu retten, an der Mehrheit der
Kleinmachnower Gemeindevertreter. Nun wird von einigen Politikern und vom
Förderverein Checkpoint Bravo nach einer neuen Lösung gesucht. Doch die scheint
es bisher nicht zu geben: „Die Gemeinde muss sich ihrer Verantwortung bewusst
werden“, mahnte gestern der brandenburgische Landeskonservator Detlef Karg bei
einem Termin vor Ort.
Einst hatte die sowjetische Armee einen T 34-Panzer auf den Betonsockel an die
deutsch-deutsche Grenze gewuchtet. Der Geschichte nach soll der russische
Panzer der erste gewesen sein, der am 24. April 1945 die Reichshauptstadt
Berlin erreichte. Das Denkmal wurde für viele Menschen zum Symbol der deutschen
Teilung. Nach 1990 entfernten die Russen den berühmten Panzer. Der Künstler
Eckhard Haisch installierte stattdessen eine alte
sowjetische Schneefräse auf dem Sockel. Als Parallele zum Prager Widerstand,
der einen rosa bemalten Panzer zum Symbol hatte, lackierte er sie rosa.
Auch 20 Jahre nach dem Mauerfall steht die Fräse noch – von der Farbgebung ist
jedoch nur noch wenig zu erkennen. Das Wetter und „Graffiti-Künstler“ haben die
Substanz des Denkmals angegriffen. „Wenn wir bis zum nächsten Einheitsjubiläum
warten, ist es zerfallen“, sagte der SPD-Politiker Jens Klocksin.
Über Jahre habe es die Gemeinde verrotten lassen. „Der Umgang mit dem Denkmal
ist dessen nicht würdig“, so Klocksin. Unverständnis
zeigte auch Konservator Karg: „In diesem Denkmal steckt Kraft. Man muss den Ort
lesen lernen“, sagte er. Die Schneefräse sei neben dem bereits sanierten
früheren Führungsturm und einer Stele, die einst das Hoheitszeichen der DDR
trug, ein Teil eines geschichtlichen Ensembles – zwar kein schönes, aber ein
unbequemes. Aufgabe der Kommune sei es, die Bedeutung des Ortes zu
transportieren.
„Wir haben angeboten zu helfen“, sagte Karg. In einem ersten Schritt müsse die
Gemeinde das Denkmal übernehmen. Nur so könnten die nötigen Fördergelder
fließen, um das Denkmal zu sanieren. Noch wird die Schneefräse aber von der
Nachfolgerin der früheren Treuhand, der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, für den Bund verwaltet. Die bot
Kleinmachnow bereits an, das Ehrenmal zu übergeben. Doch die Gemeindevertreter
lehnten ab. Knapp 100 000 Euro würde die Sanierung kosten. Dennoch sei es Zeit
für einen neuen Versuch. Das Denkmal verfallen zu lassen, hält Karg für
unverantwortlich: „Hier würden Zeugnisse der deutschen Geschichte verloren
gehen“, sagte er.
Tobias Reichelt