PNN 02.05.09

 

Eine Frage des Taktes

Teltower Agenda-Gruppe fordert bessere Abstimmung des öffentlichen Nahverkehrs (02.05.09)

Teltow - Bus fahren in der Region Teltow kann lange dauern: Zum fünf Kilometer entfernten S-Bahnhof Zehlendorf braucht es mindestens 40 Minuten, für die zwölf Kilometer zur Kristalltherme Ludwigsfelde 45 Minuten, am Wochenende sogar zweieinhalb Stunden. Für den Kreistagsabgeordneten Detlef Fanter (BiK) sind dies nur zwei Beispiele dafür, was am Nahverkehr in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf verbessert werden muss. Linien gebe es genug, doch müssten die Fahrpläne aufeinander abgestimmt werden. Fanter und seine Mitstreiter von der Lokalen Agenda-Gruppe „Verkehr Teltow“ hatten Vertreter der Verkehrsbetriebe und Kommunalpolitiker am Mittwoch zur „Regionalen Buskonferenz“ eingeladen.

Ziel der Gruppe ist es, mehr Menschen in die öffentlichen Verkehrsmittel zu bekommen. Denn mittlerweile würden ein Drittel mehr Autos in der Region unterwegs sein als vor 30 Jahren, so der Kleinmachnower Landtagsabgeordnete Jens Klocksin (SPD). Die meisten Autofahrer seien Pendler, die zur Arbeit nach Berlin und Potsdam fahren oder aus dem Umland herkommen. Klocksin kritisierte die Kürzungen des Landkreises bei den Zuschüssen für die Verkehrsbetriebe in den Jahren 2003 bis 2007 um die Hälfte. „Wenn wir die Leute auffordern, auf das Auto zu verzichten, müssen wir ihnen Alternativen anbieten“, sagte er und erinnerte an den Regionalplan Havelland-Fläming, nach dem langfristig das Verhältnis von ÖPNV-Nutzern und Autofahrern im Speckgürtel 40 zu 60 betragen soll.

Derzeit würden nur acht bis zehn Prozent der 55 000 Bürger in den drei Kommunen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, schätzt Detlef Fanter. Dass es trotzdem Grund zur Hoffnung gibt, erläuterte Georg Dukiewicz, Leiter des Fachdienstes Verkehrsmanagement beim Landkreis Potsdam-Mittelmark, denn die jährlichen Zuschüsse seien wieder erhöht worden. 6,2 Millionen Euro gebe der Landkreis in diesem Jahr für den öffentlichen Nahverkehr aus. Hinzu kämen 500 000 Euro für Infrastrukturmaßnahmen, den Ausbau von Haltestellen und organisatorische Projekte. Eines davon soll im Juni 2010 umgesetzt werden: der „Integrale Taktfahrplan“. Zurzeit arbeitet das Berliner Verkehrsbüro PTV an dem Konzept, mit dem Strecken geordnet und Anschlüsse verbessert werden sollen.

Dass dies dringend nötig ist, unterstrichen Klocksin, Fanter und die anderen Mitglieder der Agenda-Gruppe, denn wer zum Beispiel mit der Linie 601 zum Bahnhof Teltow fährt, muss hier eine halbe Stunde auf den Regionalexpress nach Berlin warten. Positiv aufgenommen wurde hingegen die Nachricht, dass ab August dieses Jahres die S-Bahn von Teltow nach Berlin im Zehn-Minuten-Takt fahren soll. Klocksin mahnte, dass man den Takt nur mit ausreichend Fahrgästen auch auf Dauer halten könne. Er forderte die Verantwortlichen auf, sich bei der Taktung der Linien am Schienenverkehr zu orientieren. Zudem müssten die Nachtbusse erweitert und der Service insgesamt verbessert werden – mit Anzeigetafeln, Querungshilfen und der Verkürzung von Wartezeiten.

„Ohne Geld geht es nicht“, sagte der Geschäftsführer der Potsdamer Verkehrsbetriebe ViP, Martin Weiß. In der Landeshauptstadt habe man in den vergangenen Jahren 15 Prozent mehr in den Nahverkehr investiert und so mehr Fahrgäste gewinnen können. Dadurch sei der Umsatz der ViP schließlich um 20 bis 30 Prozent gestiegen, so Weiß. In der Mittelmark soll es ohne Geld gehen: Dukiewicz bezweifelte, dass der Kreis noch mehr für die Verkehrsbetriebe ausgeben wird. „Wir müssen kein zusätzliches Geld in die Hand nehmen – es gibt genug Reserven“, unterstrich auch Detlef Fanter, nur müsse das gesamte Netz dafür unter die Lupe genommen werden. Thomas Lähns