PNN 09.04.09
Eine Mischung aus entspannenden Beats, klugen Reimen und klaren
Tönen. Diese Musik klingt nach Abwechslung. Abwechslung von digitalen Klängen
und der monopolartigen Hip-Hop-Szene, die will die Kleinmachnower Band Klartext
ihrem Publikum bieten. Ein bisschen erinnert ihre lockere Musik an Bands wie
Freundeskreis und Absolute Beginner, die auch stark auf individuelle Tonkunst
Wert legten. „Bei uns geht es eben nicht darum, wer der größte Gangster ist“,
sagt Bandmitglied Sebastian „Bastai“ Völker. Auf aggressiven Hip-Hop setzen die
sieben Musiker deshalb auch nicht in ihrem zweiten Album, das im Juni im
Internet veröffentlicht wird. Mittlerweile regt sich Völker über diesen
„Gangster-Rap“ auch nicht mehr auf. „Der Medien-Hype geht halt gerade in diese
Richtung“, sagt der 25-Jährige gelassen. „Wir machen eben eine andere Art von
Hip-Hop, als derzeit angesagt ist“, erklärt Bastai, der Kulturmanagement an der
Fachhochschule Potsdam studiert. Damit meint er vor allen Dingen, dass bei
Klartext noch die Musik im Vordergrund steht. Komponiert wird hier nämlich
nicht am Rechner, sondern mit richtigen Instrumenten. Getextet wird gemeinsam,
und das Ergebnis ist hörenswert. Wie sie auf ihre Texte kommen, erklären die
Musiker in ihrem ersten Album von 2005 mit dem Song: „Wie tun wir das?/ Aus’m
Bauch raus“. Der Titel hat auch die meisten Aufrufe im Netz. Eine Bestätigung
für das Konzept der Band? Vielleicht ist genau diese Spontaneität ihr Vorteil.
Die großen Planer seien sie nämlich nicht, stellt Sebastian fest. Seit 2003
treten sie gemeinsam auf, da sei der eine oder andere Auftritt halt mal
chaotisch gewesen, erzählt er. Manchmal treten sie vor 500 Leuten auf, manchmal
nur vor 50. „Wir müssen nicht die Klinke putzen, um Auftritte zu kriegen“,
berichtet der Musiker erleichtert. Eigentlich sei die Musik nur ein Hobby.
Trotzdem treffen sich die Bandmitglieder, die Berufe wie Zahnmediziner oder
Grafikdesigner ausüben, fast jeden Tag im Studio. „Unsere Platte ist unser
Baby“, sagt Sebastian mit leuchtenden Augen. Doch bis zum neuen Album war es
ein steiniger Weg. Vor zwei Jahren kam der Rückschlag. „Nachdem unser erster
Plattenvertrag geplatzt ist, sind wir in ein tiefes Tal gefallen“, berichtet
Sebastian nachdenklich. Sogar ans Aufhören habe man gedacht. „Aber das war uns
dann doch zu schade“, sagt er. Sie hätten nämlich entdeckt, dass sie ihre Musik
für sich selbst machen und nicht für die Plattenfirma. „Mit unserem neuen Label
arbeiten wir endlich auf Augenhöhe.“ Unabhängigkeit ist wichtig für die Band,
die zeigen will, dass es auch noch individuellen Hip-Hop gibt. Den Lohn gibt’s
auf den Konzerten. Fürs Publikum haben die Musiker dann eine spontane Antwort
in einem Song: „Kurz gesagt/ Dankeschön für dieses Feedback.“ Susanna Maier
Am Samstag spielen Klartext ab 20 Uhr im Lindenpark.