PNN 08.04.09
Kleinmachnow - Abergläubisch sei er, hatte Michael Grubert (SPD)
nach der gewonnenen Bürgermeisterwahl erklärt. Hartnäckig hatte sich der
designierte Rathauschef gegen die Versuche der Journalisten gewehrt, einen Tag
nach der entscheidenden Wahl vor einer Woche auf dem Chefsessel Probe zu sitzen
– nein, erst sollte das klare Wahlergebnis von 60 Prozent aller abgegebenen
Stimmen bestätigt sein. Gestern nun war es so weit: Michael Grubert nahm Platz
auf dem Sessel seines Vorgängers: „Der ist noch auf die Höhe von Herrn Blasig
eingestellt“, kommentierte er, um nach einigen Sekunden zu befinden: „Aber sie
passt.“ Kleinmachnow hat wieder einen Bürgermeister.
Auf die Minute genau um 8.30 Uhr hatte Michael Grubert, der frühere
Geschäftsführer der Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft Gewog, am Dienstag
seine neue Wirkungsstätte, das Kleinmachnower Rathaus, unter dem Applaus der
rund 70 Verwaltungsmitarbeiter betreten. „Guten Morgen meine Kollegen“, rief
Grubert eine mit Bedacht formulierte Begrüßung in den Beifall. „Gemeinsam“, so
sein Credo aus dem Wahlkampf, wolle er „Kleinmachnow stärken“, das eben auch in
der Verwaltung unter Kollegen. Mit einem Händedruck begrüßte Grubert seine
Mitarbeiter und hielt hier und dort ein Schwätzchen. „Bei den jungen
Auszubildenden hält er sich am längsten auf“, unkten einige seiner Mitarbeiter.
Noch am Vormittag ist Grubert zum ersten Mal als neuer Bürgermeister mit seinen
Fachbereichsleitern und dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung
zusammengekommen. Der erste öffentliche Termin unter dem Motto „Das Ende der
Kreidezeit“ folgte am Nachmittag: Die Maxim-Gorki-Gesamtschule erhielt eine
interaktive Schultafel.
An seiner ersten Gemeindevertretersitzung als Bürgermeister wird Grubert am
morgigen Donnerstag teilnehmen. Thema hier der schlagzeilenträchtige Seeberg.
In den vergangenen Wochen war ein heftiger Streit zwischen Gemeinde und
Internationaler Schule als Flächeneigentümer um einen notwendigen Bebauungsplan
für das Areal entbrannt. Doch wie das Schulgelände gestaltet werden soll, daran
scheiden sich die Geister. Bereits am Montagabend vor seinem Amtsantritt hatte
Grubert deshalb zu einem Krisengespräch mit Fraktions- und Ausschusschefs der
Gemeindevertretung geladen. „Es war ein Schritt nach vorn“, erklärte Grubert
gestern. Eines stehe fest: „Wir lassen uns die Planungshoheit für den Seeberg
nicht nehmen“, erklärte er gegenüber den PNN. Noch bis Juni wolle er einen
Konsens zwischen Gemeindevertretern und Internationalen Schule erreichen. Bis
dahin, so Grubert, müssten jedoch alle Abstriche von ihren Forderungen machen.
So abergläubisch, wie sich Grubert anfänglich mit dem Rathaussessel noch
gegeben hatte, so pragmatisch war er hingegen bei der Gestaltung seiner
Amtsräume: Vor einigen Wochen habe noch ein Porträt des Ex-Rathauschefs und
neuem Landrat Wolfgang Blasig (SPD) die Wand des Sitzungszimmers neben dem
Bürgermeisterbüro geziert, erklärte Grubert. Er ließ das Bild abhängen: „Immer
Herrn Blasig im Rücken zu haben“, deutete Grubert mit einer abwägenden
Handbewegung an, wolle er als neuer Chef nicht. Die Kuckucksuhr der
Partnerstadt Schopfheim und der Fensteraufkleber mit kleinen spielenden
Wildschweinen hingegen sollen an ihrem Platz bleiben. Tobias Reichelt