PNN 06.04.09
Potsdam-Mittelmark - Für zwei Großereignisse muss sich die
Mittelmark demnächst wappnen: den Deutschen Wandertag im Jahr 2012 und die
Havel-Buga 2015. Zu beiden Anlässen werden hunderttausende Besucher anreisen–
zusätzlich zu den immer zahlreicheren Kurzurlaubern. Was fehlt sind Herbergen,
und die will das Landratsamt in den nächsten drei Jahren mit 900 000 Euro
fördern. Der Zuschuss soll etwa für Gästezimmer und Ferienwohnungen vergeben
werden. Der Vorstoß ist Teil der Strategieempfehlungen von Landrat Wolfgang
Blasig (SPD) zur Entwicklung der Mittelmark.
Am Samstag traf sich die Kreisverwaltung mit Abgeordneten des Kreistages zur
jährlichen Strategietagung. Aus einem Katalog des Landrates und weiteren
Vorschlägen der Abgeordneten werden in den kommenden Wochen die Eckpunkte für
den Haushalt 2010 formuliert. Die Burg Ziesar als diesjähriger Tagungsort
lenkte bei strahlendem Sonnenschein das Augenmerk auf das Thema Tourismus.
Neben der Betten-Förderrichtlinie ist der weitere Ausbau des Radwegenetzes
geplant. Noch in diesem Jahr soll der Lückenschluss auf dem mittelmärkischen
Abschnitt der 1111 Kilometer langen „Tour Brandenburg“ erfolgen, im Moment
fehlt unter anderem die Teilstrecke zwischen Görzke und Brandenburg (Havel).
Insgesamt sollen bis 2012 laut Landratsamt 1,1 Million Euro in Radwege
investiert werden, die Hälfte aus dem Kreishaushalt.
Doch es ging nicht nur um den Fremdenverkehr: Landrat Blasig, seit wenigen
Wochen im Amt, hat zum strategischen Rundumschlag ausgeholt. Zu Themen wie der
Wirtschaft insgesamt, Bildung und Erziehung, Familienfürsorge, den kreiseigenen
Betrieben und den Kreisfinanzen kamen Empfehlungen aus Belzig. Laut Strategieentwurf
will der Landrat zum Beispiel die Kreisumlage „perspektivisch mindestens auf
das Niveau von 2008 zurückzuführen“, die Verwaltung im Zuge der Doppik weiter
modernisieren und in Schulstandorte investieren. Neben den begonnenen
Bauarbeiten an den Oberstufenzentren und Gymnasien sollen ab 2010 auch die
Förderschulen saniert werden: 1,3 Millionen Euro in Kleinmachnow und 435 000 in
Beelitz sind vorgesehen.
Als „gewollte Provokation“ bezeichnete der Landrat die Vorschläge. Sie sollten
zur Diskussion anregen, zeigen, was möglich wäre – die Politik müsse die
Prioritäten setzen. Neben klassischen Kreisaufgaben wie Bildung und Straßenbau
sowie der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse gebe es Spielräume im
Haushalt. Die loteten die Fraktionen auch mit eigenen Forderungen aus: Axel
Müller (Grüne) fragte nach der Zukunft des Naturparks Mittlere Havel: „2004
haben wir ihn auf den Weg gebracht, passiert ist noch nichts.“ Sein
Fraktionskollege Martin Köhler forderte, flächendeckend Sozialarbeiter an die Schulen
zu schicken. Gerhard Enser (CDU) sprach sich dafür aus, den Teltow-Park
voranzubringen.
Außerdem wurden Herausforderungen wie der demographische Wandel oder die
Energiewende angesprochen. Kreistagschef Lothar Koch (SPD) sprach sich für eine
stärkere Zusammenarbeit mit Brandenburg (Havel) und Potsdam in Sachen
Gesundheitspolitik aus, da dort die großen Krankenhäuser stehen.
Landtagsmitglied Günter Baaske (SPD) forderte, sich Gedanken über die Chancen
durch den neuen Flughafen Schönefeld zu machen. Und es ging um Anerkennung: Für
den Klein- und Mittelstand als größtem Arbeitgeber, wie Heiko Hüller (FDP)
forderte, und für die Landwirtschaft als „Rückgrat der Mittelmark“, die abseits
der Städte die Landschaft pflegt und damit den Tourismus fördert, so Uwe Naujoks
(FBB). Thomas Lähns