PNN 02.04.09

 

Anklage fiel wie ein Kartenhaus zusammen

Bauhofleiter vom Betrugsvorwurf freigesprochen / Geringe Geldstrafe für CDU-Chef von Stahnsdorf (02.04.09)

Kleinmachnow/Stahnsdorf – Vorgesehen waren drei Verhandlungstage. Doch schon am gestrigen zweiten Termin sprach das Schöffengericht sein Urteil: Freispruch für den Kleinmachnower Bauhofleiter Dieter Eggert (61) vom Vorwurf des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betruges. Der Stahnsdorfer CDU-Chef Peter Weiß (64) sowie sein Sohn Christian (36) erhielten wegen Betruges in lediglich einem Fall Geldstrafen von 1200 Euro bzw. 750 Euro. Die Anklage fiel wie ein Kartenhaus zusammen.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Vorwurf des 11-fachen Betruges als erwiesen angesehen und ein Vielfaches an Sanktionen gefordert. Auch Dieter Eggert sollte mit 3000 Euro zur Verantwortung gezogen werden. Die Behörde hatte nach einer anonymen Anzeige eine Razzia bei den Verdächtigten veranlasst, anschließend drei Jahre lang ermittelt. Die Verteidigung hatte Freispruch beantragt.

Laut Anklage sollen die drei Männer in den Jahren 2002 bis 2006 von der Bundesagentur für Arbeit insgesamt 20 000 Euro Vermittlungsprovision für Winterdienst-Saisonkräfte zu Unrecht kassiert haben. Bauhof-Chef Eggert soll arbeitslose Bewerber pro forma an die APV-Arbeitsvermittlung verwiesen haben, obwohl er ihnen bereits mündlich eine Einstellung zugesagt habe. Inhaber der privaten Arbeitsagentur war Christian Weiß. Er kümmerte sich aber nur um die Online-Präsentation, führt im Hauptgewerbe einen Werkzeughandel. Peter Weiß war im Unternehmen des Sohnes als „geringfügig Entlohnter“ angestellt. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, er habe die Arbeitssuchenden zurück an den Bauhof geschickt, ohne als Vermittler zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer tätig geworden zu sein. Für jeden Arbeitnehmer, der sechs Monate Beschäftigung im Bauhof seines Parteifreundes Eggert fand, soll er von der Agentur für Arbeit 1000 bis 2000 Euro Vermittlungsprämie erhalten haben. Dieses Geld habe man sich geteilt. Die Angeklagten hatten die Vorwürfe am ersten Verhandlungstag bestritten. (PNN berichteten.)

„Dieter Eggert durfte Saisonkräfte einstellen. Allerdings sollte er die Vermittlung Weiß nutzen, die ihm in Person von Peter Weiß die entsprechenden Leute vorschlug. Christian Weiß unterschrieb lediglich die Vermittlungsbestätigung“, so Richterin Reinhild Ahle in ihrer Urteilsbegründung. Im Verfahren sei zu prüfen gewesen, ob Peter Weiß tatsächlich als Vermittler aufgetreten ist. Bis auf einen Zeugen sagten alle Arbeiter aus, Eggert habe ihnen keine hundertprozentige Anstellung zugesichert, als sie im Bauhof nach einer Beschäftigung fragten. Er habe sie zu Peter Weiß geschickt, der sich nach ihrer Qualifikation erkundigte. Wenn diese passte, schickte er die Leute an den Bauhof zurück. „Es war schon ein bisschen Vermittlung dabei. Lediglich in einem Fall hat der Angeklagte Peter Weiß die Provision von 1500 Euro zu Unrecht eingesteckt. Dieter Eggert hat unserer Meinung nach davon aber nicht partizipiert“, führte die Vorsitzende aus. Im übrigen vermittelte Peter Weiß auch eine Vielzahl von Arbeitskräften an andere Betriebe. Da gab es keinerlei Beanstandungen. Hoga