PNN 01.04.09

 

Die Seeberg-Verlierer

Bauausschuss lehnt B-Plan für Schul-Areal ab / Schadenersatz möglich / BBIS droht das Aus (01.04.09)

Kleinmachnow - Die Diskussion um die Zukunft des Kleinmachnower Schulareals auf dem Seeberg hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht: Der Internationalen Schule (BBIS) droht das finanzielle Aus, der Waldorf-Verein muss um seinen Kita-Neubau bangen und die Grundschule auf dem Gelände um ihren Mietvertrag fürchten. Ein Bebauungsplan für den Seeberg gilt als Voraussetzung, um die Probleme zu lösen. Das Gelände gehört der BBIS, um den Standort zu sichern, werden einige Neubauten benötigt: Internat, Mensa, Parkdeck und Schwimmhalle sollen den Schulstandort komplettieren. Das Problem: Vielen Gemeindevertretern ist die geplante Baumasse zu groß, sie fürchten um den Waldcharakter des Seebergs.

Auf Drängen des Bauausschusschefs Jens Klocksin (SPD) hat die Verwaltung am Montagabend in der Ausschusssitzung nun ihren Antrag zurückgezogen, das Seeberg-Areal für planungsreif zu erklären. Auf Wunsch des Bauausschusses soll ein Kompromiss erarbeitet werden. BBIS-Chef Burkhard Dolata zeigte sich noch am Abend schockiert über die Entscheidung: Die Gemeinde drohe die Internationale Schule gegen die Wand zu fahren, sagte Dolata gegenüber den PNN.

Zu Beginn des Jahres hatten die Banken der Privatschule den Geldhahn abgedreht und die Zinsen erhöht. „Wir sind in deren Augen nicht mehr glaubwürdig“, erklärte Dolata. Ein Bebauungsplan habe zu den Verpflichtungen des Kreditnehmers gehört. Eigentlich kein Problem, da ein B-Plan Bestandteil einer 2005 geschlossenen Städtebaulichen Vereinbarung zwischen Gemeinde und BBIS ist. Bis heute wurde der Vertragsbestandteil jedoch nicht erfüllt. Mit Folgen: Die Internationale Schule sah sich durch ihre Banken gezwungen, ein Vorkaufsrecht für ein Grundstück auf dem Seeberg wahrzunehmen, welches die Gemeinde für den Bau einer Waldorf-Kita erwerben wollte.

Der Bau des neuen Kindergartens könne sich nun um drei bis vier Jahre verzögern, sollte der Streit zwischen Internationaler Schule und Gemeinde nicht außergerichtlich begraben werden, sagte nun der Rechtsanwalt der Gemeinde, Eckart Scharmer, im Bauausschuss. „Bei einem Prozess sind nur Verlierer zu erwarten“, erklärte er. In der Folge eines Rechtsstreits, müsste die BBIS auf Druck ihrer Banken den Mietvertrag mit der Grundschule zum Juni 2011 kündigen. Weiterhin sei nicht auszuschließen, dass die BBIS ihre „erheblichen finanziellen Schäden“, zum Beispiel aus Planungskosten, bei der Gemeinde geltend mache.

Eine Lösung soll nun der von Jens Klocksin und Kleinmachnows neuem Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ausgehandelte Kompromiss bringen. Darin ist festgeschrieben, dass der Seeberg seinen Waldcharakter behalten soll. Weiter müsse das geplante Parkdeck umgestaltet werden, generell solle das Maß der Bebauung überprüft und auf den Planungsstand von 2005 zurückgeführt werden. Ein Verkehrskonzept für den Seeberg wurde gefordert und der Mietvertrag mit der kommunalen Grundschule soll bis 2020 verlängert werden. Wichtigster Punkt darüber hinaus: Lediglich Teile des Areals sollen Planungsreife erhalten, um die Diskussion abzukürzen.

Bis dahin werden Monate vergehen: erst im Sommer könne es eine Entscheidung der Gemeindevertreter zum B-Plan geben. Ob der Zustimmung findet, ist fraglich: „Ich halte das gesamte Areal nicht für planungsreif“, erklärte Wir-Vertreter Arnim von Wnuk im Ausschuss. Der grundsätzlichen Kritik schlossen sich Grüne und FDP-Vertreter an.

Für BBIS-Chef Dolata eine unbefriedigende Lage. Der neue Kompromiss reihe sich in die früher formulierten Forderungen ein. „Für uns geht es ums nackte Überleben“, so Dolata. Grundsätzlich sei die BBIS für eine Lösung im Rahmen der 2005 getroffenen Vereinbarung bereit. Die Gemeindevertreter müssten jetzt entscheiden: „Wollen sie die Internationale Schule oder nicht.“ Tobias Reichelt