PNN 31.03.09
Kleinmachnow - Ausgeschlafen und erholt präsentierte sich
Kleinmachnows neuer Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Tag nach seiner Wahl
im Rathaus. Die kommenden acht Jahre jedoch, so prophezeite ihm sein
Wahlkampfberater Thies Thiessen, werden turbulent. Mit knapp 60 Prozent aller
Stimmen hatte sich Grubert am Sonntag in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt
gegen seinen Konkurrenten Klaus-Jürgen Warnick (Linke) durchgesetzt.
Schon am Morgen nach seinem Wahlerfolg hatte der SPD-Stratege Thiessen für
Grubert den nächsten Auftritt organisiert. Frei nach dem Motto: „Jetzt bin ich
Bürgermeister, jetzt brauche ich mich nicht mehr zurückhalten“, zählte der neue
Bürgermeister die Probleme auf, die ihn und Kleinmachnow in den kommenden
Wochen und Monaten beschäftigen werden: Vom Schulareal auf dem Seeberg über das
Freibad, den Erhalt der Kammerspiele bis zur Buschgrabenproblematik reicht die
Bandbreite dessen, was der bisherige Chef der Gemeinnützigen
Wohnungsgesellschaft (Gewog) zu bearbeiten haben wird. Bereits am 7. April
möchte Grubert in sein neues Amt wechseln. An diesem Tag steht eine
Sondersitzung der Gemeindevertreter zum Thema Seeberg auf dem Programm.
„Ich will zeigen, dass ich ein guter Bürgermeister für alle Kleinmachnower
bin“, sagte Grubert gestern. „Die Aufgaben, die schon in kürzester Zeit auf
mich zukommen, sind gewaltig“, formulierte der neue Rathauschef. Gemeinsam mit
den Kleinmachnowern und über Parteigrenzen hinaus wolle er die Probleme
abarbeiten. Für das Seeberg-Areal kündigte er eine Lösung in „kürzester Zeit“
an. Wie berichtet, hatte die Internationale Schule als Flächeneigentümer des
Seebergs damit gedroht, den geplanten Neubau einer Waldorf-Kita auf dem Seeberg
zu verhindern und den Mietvertrag mit der Grundschule auf dem Gelände vorzeitig
zu kündigen, sollte es nicht zu einem Bebauungsplan für das gesamte Areal
kommen. In den vergangenen Jahren waren entsprechende Vorlagen an der fehlenden
Zustimmung der Gemeindevertreter gescheitert. Nun, so sagte Grubert, wolle er
sein Integrationsgeschick beweisen und einen Konsens mit den Fraktionen der
Gemeindevertretung erreichen.
Am Beispiel des Freibads Kiebitzberge wolle er zeigen, wie er sich eine
gemeinsam mit den Kleinmachnowern gestaltete Politik vorstellt, so Grubert. So
solle der Förderverein des Freibades eine zukunftsfähige Lösung für den Betrieb
des Bades erarbeiten. In der Vergangenheit habe Kleinmachnow beim Thema Freibad
„geschlafen“, sagte Grubert. Nun will er noch in diesem Jahr eine Lösung
erreichen. Sollte man dabei keine Unterstützung in der Region finden, werde
Kleinmachnow die dringend notwendige Sanierung des Freibads notfalls allein
stemmen müssen. Grubert erneuerte auch seine Wahlversprechen, keine neuen
Baugebiete am Buschgraben zuzulassen. Zugleich wolle er für Transparenz und
Bürgerfreundlichkeit in der Verwaltung sorgen. Auch den Kleinmachnower
Kammerspielen wolle er das Überleben sichern. Angesichts der Aufgaben, so
formulierte SPD-Gemeindevertreterin Nina Hille gestern, sei es an allen
Kleinmachnower Politikern, den neuen Bürgermeister zu unterstützen: „Die Zeiten
des Gegeneinanders hatten wir. Jetzt werden die Allianzen der Vernunft dringend
gebraucht“, sagte Hille.
Bereits am Wahlabend hatte FDP-Chef Norbert Gutheins formuliert: „Herr Grubert
wird sich an dem messen lassen müssen, was er im Wahlkampf plakatiert hat: Ein
Bürgermeister für alle zu sein.“ Auch Wir-Vertreter Frank Musiol erklärte: „Wir
werden sehen, wie sich die Zusammenarbeit gestaltet und ihn an seine
Versprechen erinnern.“ Barbara Sahlmann (Grüne) sagte: „Wir werden ihm beim
Wort nehmen.“ Der Kleinmachnower CDU-Vorsitzende Wolfgang Nieter wünschte Grubert
eine „glückliche Hand“. Tobias Reichelt