PNN 30.03.09

 

Von Tobias Reichelt

Sprung ins neue Amt

Bisheriger Gewog-Chef Michael Grubert (SPD) ist jetzt Kleinmachnower Bürgermeister (30.03.09)

Kleinmachnow - Es war ein erlösender Jubelschrei, der knapp 45 Minuten nach Schließung der Kleinmachnower Wahllokale am gestrigen Abend durch den Rathaussaal hallte. Mit einem Sprung löste sich Michael Grubert aus seiner angespannten Sitzhaltung und fiel seinen ersten Gratulanten um den Hals. Er ist Kleinmachnows neuer Bürgermeister. Mit einem klaren Vorsprung von 1411 Stimmen gewann der SPD-Kandidat die Stichwahl gegen Klaus-Jürgen Warnick, der von der Linken ins Rennen geschickt worden war. Nach Auszählung aller Stimmen verbuchte Grubert 59,06 Prozent. Warnick kam auf 40,94 Prozent.

Die Stichwahl wurde nötig, da im ersten Wahlgang vor zwei Wochen keiner der insgesamt sechs angetretenen Kandidaten eine absolute Mehrheit erreicht hatte. Die Beteiligung an der Stichwahl lag bei 55 Prozent. Er freue sich über das Ergebnis und das Vertrauen, das die Kleinmachnower in ihn setzen, sagte der 49-jährige Grubert in einer ersten Reaktion. Bereits in den nächsten Tagen werde er die Seeberg-Problematik aufgreifen, versprach er. Die Internationale Schule fordert hier seit langem einen B-Plan, hat jetzt gedroht, den Neubau einer Waldorf-Kita zu verhindern und den Vertrag mit der Grundschule vorzeitig zu kündigen. (PNN berichteten). „Das ist Chefsache“, so Grubert.

In seiner ersten Rede wandte er sich an alle Kleinmachnower und sagte: „Helft mir, dann werden wir Kleinmachnow in den kommenden acht Jahren stärken.“ Grubert hatte bereits im Wahlkampf seine Unabhängigkeit betont und angekündigt, „Bürgermeister für alle Kleinmachnower zu werden“. Im Amt wolle er über Parteigrenzen hinweg agieren. „Die Wünsche der Kleinmachnower haben Vorrang vor allem anderen“, formulierte der vierfache Familienvater seine politische Leitlinie. Sein Konkurrent Klaus-Jürgen Warnick zeigte sich als fairer Verlierer und wünschte dem künftigen Rathauschef eine „glückliche Hand“. Ein Ergebnis über 40 Prozent sei für die Linken in Kleinmachnow ein Erfolg, sagte Warnick und betonte: „Ich bin der strahlende zweite Sieger.“ Mit dem Ergebnis könne er sehr gut leben. „Das ist ein hervorragender Auftakt für den Landtagswahlkampf im Herbst“, sagte Warnick mit Blick auf seine eigene Kandidatur. Dass es für die Linken in Kleinmachnow nicht zum Bürgermeisteramt gereicht habe, sei nicht an inhaltlichen Gründen festzumachen, sondern an den Ressentiments der Wähler gegenüber einer linken Partei, sagte Warnick.

Der auf Kleinmachnows politischer Bühne bislang weitgehend unbekannte Grubert leitet bereits seit 1991 die Geschäfte der gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft Gewog. In der Zeit nach der Wiedervereinigung war er für die Abwicklung der Restitutionsansprüche in Kleinmachnow zuständig. Kommunalpolitisch war er bisher noch nicht tätig. SPD-Mitglied ist er seit 25 Jahren. In Kleinmachnow lebt der gelernte Jurist seit 1996. Keiner der beiden Konkurrenten in der Stichwahl hatte eine Wahlempfehlung der vier in der ersten Wahlrunde unterlegenen Parteien und Verbände bekommen. „Wir haben beide Kandidaten nicht gewollt – nun werden wir sehen wie sich die Zusammenarbeit gestaltet“, sagte gestern Frank Musiol von der Wählerinitiative WIR.

Die vorzeitige Kleinmachnower Bürgermeisterwahl war notwendig geworden, da der bisherige Amtsinhaber Wolfgang Blasig (SPD) Ende vergangenen Jahres zum Landrat von Potsdam-Mittelmark berufen wurde.