PNN 24.03.09

 

Von Peter Könnicke

Energieleistung für weniger Strom

Klimaschutz lässt sich nicht beschließen ’ er muss praktiziert werden: In Kleinmachnow soll das zunehmend passieren (24.03.09)


Bislang fand Haases Ruf nicht den von ihm gewünschten Widerhall. Am vergangenen Samstag wurde nun ”ein Tor aufgestoßen“, wie er selbst jubelte. Die Klima-Arbeitsgruppe der Lokalen Agenda hatte zur 1. Kleinmachnower Klimakonferenz eingeladen. Einen Tag lang Grundsatzreferate, Fachvorträge, Praxisbeispiele, Diskussionen und Gespräche zu der Frage, wie man in Kleinmachnow das Klima schützen kann. Am Ende der samstäglichen Energieleistung war in Kleinmachnow ein ’ etwas anderer Klimawandel ’ vollzogen: Es herrschte eine Atmosphäre des Wollens, in der Kommune mehr für die Energiewende zu tun als bisher. ”Wir haben hilfreiche Anregungen für politische Entscheidungen bekommen, die bislang nicht immer ausreichend waren“, resümierte der Vorsitzende des Umweltausschusses, Frank Musiol. ”Wir waren nicht immer auf einem guten Weg“, reflektierte Hartmut Picha für die Kleinmachnower Verwaltung und ermunterte die örtlichen Klima-Pioniere weiterhin zu Mitarbeit und Hilfestellung: ”Wir brauchen Anstoß.“

Grundlage für das künftige Handeln und die kommunale Energiepolitik ist ein ehrgeiziges Aktionsprogramm, das die lokale Klimaschutz-AG und die Gemeinde im vergangenen Jahr gemeinsam initiiert haben. Allein das ist schon mehr, als andere Kommunen bieten können. 17 Startmaßnahmen sind in dem Klima-Papier verabredet, um Energie zu sparen, effizient zu verwenden und aus erneuerbaren Quellen zu nutzen. Unter anderem wird die Gemeinde eine Initiative für eine Solaranlage auf dem Rathausdach übernehmen und sich an der Anlage beteiligen. Auch wird die Gemeinde ein neues, klimafreundliches Verkehrskonzept erarbeiten. Der kommunale Fuhrpark soll schrittweise auf Elektromobile umgestellt werden. In einem Beratungsbüro will die Gemeinde private Bauherren und Bauträger über ökologische Bauweisen informieren und beraten, zudem soll geprüft werden, ob baurechtlich Auflagen zum Klimaschutz erteilt werden können. Die Gemeinde selbst wird bei eigenen Bauvorhaben als Klimaschützerin vorangehen. So ist eine effiziente Energieversorgung wichtiger Teil bei den Planungen zur Erweiterungen oder bei der Sanierung von Kitas, beim Neubau einer Sporthalle oder bei der Sanierung der Eigenherd-Schule. Durch die ”energetische Sanierung“ der Kita ”Freundschaft“, des Hauptgebäudes der Eigenherd-Schule und eines der Schulgebäude auf dem Seeberg wird der Kohlendioxid-Ausstoß an diesen drei Objekten um 64 Prozent reduziert. Und ”einen wichtigen Schritt haben wir schon vollzogen“, verkündete der amtierende Rathauschef Michael Ecker: Kleinmachnows öffentliche Einrichtungen werden zu 100 Prozent mit Ökostrom ’ gewonnen aus Wasserkraft ’ versorgt.

Während private Häuslebauer in Kleinmachnow schon längst erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaikanlagen oder Erdwärmepumpen auf oder unter ihren Häusern installieren, sich Elektroautos anschaffen oder auf Gasantrieb umrüsten, waren Haases Forderungen und die Reaktionen in Politik und Verwaltung lange Zeit ein Missverständnis. ”Ich wollte zu viel, die machten zu wenig“, sagt er. Spätestens seit vergangenem Samstag glaubt er, dass man in Kleinmachnow den Klimaschutz als gemeinsame ”politische und gesellschaftliche“ Aufgabe begriffen hat. Und zur Bestätigung domestiziert Bürgermeister Ecker: ”Wir nehmen den Klimaschutz ernst, werden den eingeschlagenen Weg weitergehen und die Entwicklung sogar noch forcieren.“ Allein die Nummerierung der Klimakonferenz soll das belegen. Bewusst habe man es die ”Erste“ genannt. Weitere sollen, ganz im Sinn der Nachhaltigkeit, folgen.

Noch bis 29. März läuft die Ausstellung ”Unser Haus spart Energie ’ gewusst wie“. Weitere Veranstaltungen gibt es heute zur KfW-Förderung und Zuschüsse für energetische Sanierungsmaßnahmen, morgen zum Sanieren und Energie sparen, zur Bedarfsbauweise und Vor-Ort-Beratung, am Mittwoch zu Stromeinsparung im Haushalt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr im Rathaus, 3. Etage. Der Eintritt ist frei.