PNN 19.03.09

 

Anklage: 20 000 Euro zu Unrecht kassiert

Stahnsdorfer CDU-Chef und Kleinmachnower Bauhofleiter bestreiten Betrugsvorwürfe (19.03.09)

Kleinmachnow/Stahnsdorf – Seit gestern müssen sich der Leiter des Kleinmachnower Bauhofs, Hans-Dieter Eggert (61), und der Stahnsdorfer CDU-Vorsitzende Peter Weiß (64) sowie sein Sohn Christian (36) vor dem Schöffengericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern gemeinschaftlich begangenen Betrug vor. Sie sollen zwischen 2002 und 2006 in elf Fällen Vermittlerprovisionen für Winterdienst-Saisonarbeiter zu Unrecht kassiert, sich insgesamt 20 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt haben. Wegen des „nicht unerheblichen illegalen Nebenverdienstes“ geht die Anklage von einem gewerbsmäßigen Handeln des Trios aus.

Bauhofchef Eggert soll arbeitslose Bewerber an die „APV-Abeitsvermittlung für Berlin/Brandenburg“ verwiesen haben, obwohl er ihnen bereits mündlich eine Einstellung zugesagt habe. Als Betreiber der privaten Arbeitsvermittlung fungierte Christian Weiß. Peter Weiß war laut eigener Aussage als „geringfügig Entlohnter“ im Unternehmen des Sohnes tätig. Die Anklage geht jedoch davon aus, er habe die Arbeitsuchenden zurück an den Bauhof vermittelt, von der Agentur für Arbeit dafür Gebühren zwischen 1000 Euro und 2000 Euro pro Mann erhalten. Dieses Geld habe man dann untereinander aufgeteilt.

„Ich staune, was die Frau Staatsanwältin so vorträgt. Diese Anklage hat mich schwer getroffen“, machte Hans-Dieter Eggert seinem Unmut zu Prozessbeginn Luft. „Als sozial empfindender Mensch liegt mir sehr viel daran, gerade Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung zu geben.“ Darum habe er Betroffene, die im Bauhof vorsprachen, stets an die Arbeitsvermittlung in Stahnsdorf verwiesen. Peter Weiß habe die Leute dann entsprechend ihrer Qualifikation vermittelt, auch an den Bauhof. „Die Arbeitslosen, die er geschickt hat, habe ich eingestellt. Es stimmt nicht, dass ich ihnen vorher eine Zusage erteilt habe“, betonte Eggert. „Im übrigen habe ich von Peter Weiß keinerlei finanzielle Zuwendung bekommen.“

„Von einem gemeinsamen Tatplan kann keine Rede sein“, dementierte auch Peter Weiß den Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Ziel der Zusammenarbeit mit Eggert sei es gewesen, dem Bauhof die schwierige Suche nach geeigneten Saisonkräften abzunehmen. Sein Sohn Christian habe sich um die Online-Präsentation der APV-Arbeitsvermittlung gekümmert, er sich eher um den praktischen Teil, erzählte Weiß Senior. Dabei habe er sich stets korrekt verhalten. Prämien für die Vermittlung von Arbeitslosen seien in die APV geflossen. Er selbst – so Weiß – habe in den sechs Jahren ihres Bestehens nur einen Bruchteil des erwirtschafteten Gewinns erhalten.

Lutz B. (45) aus Teltow sprach Ende 2003 im Bauhof vor, um sich für den Winterdienst zu bewerben. „Herr Eggert sagte, es gibt freie Stellen, ich müsste mich aber erst bei der APV melden“, erinnerte sich der gelernte Maler im Zeugenstand. Auch der Kleinmachnower Michael M. (64) bekräftigte gestern, Eggert habe erklärt, bevor er ihn einstellen könne, müsse er sich bei der privaten Arbeitsvermittlung vorstellen. An den genauen Wortlaut könne er sich nicht mehr erinnern. Die Verhandlung wird am 1. April fortgesetzt. Mit einem Urteil ist am 16. April zu rechnen. Hoga