PNN 06.03.09

 

Freie Waldorfschule wird ein kleines Dorf

Auf der einstigen Obstwiese entsteht ein Haus für Kunst- und Gartenbauunterricht  

Kleinmachnow – Das kleine Dorf der Freien Waldorfschule auf dem Seeberg wird weiter wachsen. Gestern war erster Spatenstich für ein neues Gebäude, in dem künftig der künstlerisch-praktische Unterricht stattfinden soll. Neben Malraum, Bildhaueratelier sowie einer Holz- und Metallwerkstatt ist auch ein Bereich für das Unterrichtsfach Gartenbau geplant. Schilder mit den jeweiligen Fächern wurden gestern feierlich in den Boden gesteckt, um vorab schon einmal auf dem Areal von etwa 840 Quadratmetern das bauliche Konzept zu illustrieren.

Das sieht mehrere Einzelbaukörper vor, die sich um einen Foyerraum gruppieren. Diese Halle soll einmal als Pausenraum und auch zu Ausstellungszwecken genutzt werden. Von allen Unterrichtsräumen wird es Sichtbezüge zum Pausenraum geben, ebenso in den Außenbereich. Die Fugen zwischen den Baukörpern sollen verglast werden und so den Blick nach draußen freigeben, gleichzeitig dienen sie als Flur.

Geplant ist im oberen Geschoss Raum für das Unterrichtsfach Eurythmie – eine expressive Tanzkunst – zu schaffen. Alle Räume werden barrierefrei über die zentrale Eingangshalle zu erreichen sein, die mit Sitzstufen ausgestattet werden soll. Auch die Wege im Außengelände werden rollstuhlgerecht angelegt. Zudem sind in unmittelbarer Nähe des Gebäudes zwei Behinderten-Stellplätze für Pkw geplant. Weitere Parkplätze sind an der Grundstücksgrenze zur Straße Am Hochwald vorgesehen. Durch eine versetzt geschossige Anordnung der Baukörper kann der natürliche Geländeverlauf auf der ehemaligen Obstwiese erhalten bleiben. Zwar mussten einige Bäume für das Bauwerk gefällt werden, aber gestern wurde versichert, dass demnächst nachgepflanzt wird. Eineinhalb Jahre Vorlaufzeit waren bis zum ersten Spatenstich nötig.

„Vor allem bis zur Baugenehmigung hat es lange gedauert“, berichtete Schulleiterin Katrin Falbe gestern, dass der Spatenstich ursprünglich für den Herbst vergangenen Jahres eingeplant war. Falbe ist optimistisch, dass es mit dem Einzug ins neue Gebäude Anfang 2010 klappen wird. Rund 1,4 Millionen Euro kostet das Vorhaben, an dem sich die Gemeinde Kleinmachnow mit einem Zuschuss von 250 000 Euro beteiligt. Ein Teil der Kosten wird über ein Darlehen finanziert, ein anderer Teil über Spendengelder von Eltern. Zählen konnte die Waldorfschule bislang auf das große Engagement der Eltern, die viele Vorhaben durch Eigenleistung unterstützten. Auch das aktuelle Projekt hat Architekten Franz Jechnerer so konzipiert, dass viele Details in Eigenleistung erbracht werden können.

Seit 17 Jahren nutzt die Kleinmachower Waldorfschule das ehemalige Obstwiesengelände auf dem Seeberg, dass sie nach langer Verhandlungsdauer vor drei Jahren erwerben konnte. Anfangs wurde das alte Gärtnereigebäude für den Unterricht genutzt, später kamen Container und Baracken hinzu, die teilweise noch heute das Erscheinungsbild der Schule prägen. Der erste Neubau – ein zweigeschossiges Mehrzweckgebäude – konnte 2007/08 mit Finanzhilfen des Programms zur Förderung von Ganztagsschulen errichtet werden. Schritt für Schritt soll nun für die rund 350 Schüler ein kleinteiliger Campus aus mehreren Gebäuden entstehen, umgeben von Wiesen und Wald. Kirsten Graulich