PNN 04.03.09

 

Waldorf-Kita wird zum Faustpfand Internationale Schule fordert Seeberg-Bebauungsplan von Kleinmachnows Gemeindevertretern

Kleinmachnow - Es ist ein deutliches Warnsignal an die Kleinmachnower Gemeindevertreter und das Rathaus: Die Internationale Schule (BBIS) fordert Planungssicherheit für das Schulareal auf dem Kleinmachnower Seeberg und nimmt im Gegenzug den geplanten Waldorf-Kindergarten auf dem Seeberg als Faustpfand. Vize-Bürgermeister Michael Ecker überraschte am Montagabend die Mitglieder des Hauptausschusses mit der Information, dass die BBIS ein Vorkaufsrecht auf die Fläche hat, die für die Kita vorgesehen war. Die Gemeinde wollte hier bauen, der Waldorf-Verein mieten. Die 90 Kita-Plätze werden im kinderreichen Kleinmachnow dringend gebraucht. Anfang Februar hatte die Gemeinde darüber informiert, das Grundstück für diesen Zweck bereits erworben zu haben (PNN berichteten). Verfrüht, wie sich nun zeigt: „Die BBIS will ihr Vorkaufsrecht nutzen“, erklärte Ecker.

BBIS-Geschäftsführer Burkhard Dolata bestätigte die Absicht gestern: „Leider ja“, sagte Dolata. Die Internationale Schule handle aus einer Notsituation heraus. Bereits seit fünf Jahren warte man auf einen Bebauungsplan für den Seeberg. Mit millionenschweren Investitionen und Grundstückskäufen sei die BBIS in Vorleistung gegangen. Doch bis jetzt habe die Gemeinde ihre versprochene Gegenleistung – Planungssicherheit – nicht erfüllt. „Es geht um unsere Existenz“, sagte Dolata. „Die Banken drehen uns den Hahn zu.“ Ohne Baurecht sei die Zukunft der Schule gefährdet. Banken würden keine Kredite für dringend notwendige Erweiterungsbauten geben.

So war der Betrieb der BBIS mit vier Klassenzügen geplant. Doch ein dafür notwendiges Haus konnte nicht gebaut werden: Die Gemeindevertreter lehnten die Pläne ab. Stattdessen gibt es drei Züge, mit entsprechend geringeren Einnahmen für die Privatschule.

„Wir wurden von unseren Banken aufgefordert, alle möglichen Bestände zu sichern“, erklärte Dolata den beabsichtigten Kauf der Waldorf-Fläche. „Wir wollen die Kita-Pläne der Waldorfschule nicht durchkreuzen“, so Dolata. Das habe er der Leiterin der Waldorfschule versprochen. Aber: Erst wenn der Bebauungsplan für den Seeberg verabschiedet sei, könne man darüber reden, wie das Grundstück für den Kita-Bau genutzt werden kann. Verzögerungen des Bebauungsplans gingen somit auf Kosten aller Bildungsträger auf dem Seeberg, sagte Dolata.

Erst Anfang Februar sei ein letzter Versuch des damaligen Bürgermeisters Wolfgang Blasig (SPD) an der Zustimmung der Gemeindevertreter gescheitert, den Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Dabei sei er der BBIS bis spätestens Ende 2006 zugesichert worden, sagte Dolata. „Das ist ein politischer Prozess, den die Gemeindevertreter in der Hand haben. Wir schlagen keine Tür zu, sind aber am Ende der Fahnenstange.“

Wie berichtet, sollten die Bauarbeiten für die Waldorf-Kita bereits im Herbst beginnen. Knapp 2,5 Millionen Euro wollte die Gemeinde für den neuen Kindergarten investieren. Damit käme die Kommune ihrer Pflicht nach, Grundstück und Gebäude für freie Träger bereitzustellen. Tobias Reichelt