PNN 20.02.09

 

Straucheln auf der Zielgeraden

Offene Fragen um Gymnasiumsstandort Zillestraße / CDU sorgt für Kritik

Stahnsdorf - Es sah bereits nach einem guten Ende für alle Stahnsdorfer aus, die auf ein Gymnasium in der Heinrich-Zille-Straße hofften. Nun sorgt jedoch eine Anfrage des Stahnsdorfer CDU-Fraktionschefs Claus-Peter Martensen bei der Kommunalaufsicht für Verwirrung. Auf dem sicher geglaubten Zieleinlauf könnte der Stahnsdorfer Standort nun ins Straucheln geraten.

Es sollte eine Sache der Gerechtigkeit werden: neben Teltow und Kleinmachnow will Stahnsdorf endlich auch eine weiterführende Schule erhalten. Wie berichtet, hat sich der Landkreis entschlossen, ein drittes Gymnasium in der Region zu bauen. Doch die Entscheidung über den Standort sorgt bereits seit Monaten für heftige Diskussionen. Knapp elf Millionen Euro will der Kreis für das Gymnasium inklusive einer Turnhalle investieren. Insgesamt vier Grundstücke in der Region wurden auf der Suche nach dem geeignetsten untersucht. Darunter auch die Zillestraße, die nach einer vorübergehenden Bewertung des Kreises als vielversprechend gilt (PNN berichteten).

Der Haken: Das Grundstück gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), also dem Bund und nicht der Gemeinde. Die will jedoch im Standortrennen punkten und die Fläche kaufen, um sie dem Kreis anschließend kostenfrei anzubieten - zweifelsfrei ein wichtiges Entscheidungskriterium des Kreises.

Nun teilte die Kommunalaufsicht jedoch mit, dass eine Kommune nur dann selbstständig Flächen erwerben kann, wenn sich der Kauf aus einer pflichtigen Angelegenheit ergibt. Dazu zählen zum Beispiel der Bau einer Grundschule oder einer Kita, für welche Stahnsdorf als Träger verantwortlich ist. Ist dies nicht der Fall, könne die Kommune das Grundstück nicht erwerben. Vielmehr müsse die Refinanzierung geklärt sein. Diese Information ging sowohl an CDU-Fraktionschef Martensen als auch an Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger).

„Der Außeneindruck dieser Anfrage ist zu diesem Zeitpunkt fatal“, sagte Albers. Bereits seit Monaten kämpft der Bürgermeister für das Gymnasium in der Zillestraße – ebenso wie die Stahnsdorfer CDU-Fraktion für den konkurrierenden Standort in der Annastraße wirbt. Der Vorteil hier: Das Grundstück gehört der Gemeinde bereits. Der Nachteil: Die Annastraße hat schlechtere Karten im Standortrennen, da sie als verkehrlich schlecht erreichbar gilt und wenige Synergieeffekte zum Beispiel durch bereits vorhandene Sportanlagen bestehen. „Die zuständigen Mitarbeiter des Kreises waren jederzeit über die Verhandlungen mit der Bima informiert“, erklärte Albers. „Die Entscheidung des Landkreises wird durch die Auskunft der Kommunalaufsicht nicht beeinflusst.“ Die Verhandlungen mit der Bima seien zudem noch nicht abgeschlossen. So sei weiterhin ein Flächentausch – Zillestraße gegen Annastraße – denkbar. Ob ein solcher Tausch überhaupt als Kauf im Sinne der Kommunalaufsicht gilt, ist unklar. In den kommenden Wochen möchte Albers mit dem Bund übereinkommen.

Im Rennen um das Gymnasium könnte die CDU-Anfrage jedoch eine der Nachbarkommunen zum lachenden Dritten machen, so die Sorge in Stahnsdorf. Denn eine gütliche Einigung zwischen den Kommunen scheint weiter in die Ferne zu rücken. „Letztendlich wird der Kreis aufgrund der objektiven Kriterien entscheiden“, sagte Albers gestern. Angesichts der nahenden Wahlen in der Region wolle wohl niemand seine Wählerschaft enttäuschen und nachgeben, sagte Albers. Tobias Reichelt