PNN 12.02.09

 

Geschliffenes Profil

Kleinmachnow sucht einen neuen Bürgermeister – erstes Rededuell der sechs Kandidaten im Sportpark

Von Tobias Reichelt

Kleinmachnow - Die heiße Phase im Wahlkampf um das Amt des Kleinmachnower Bürgermeisterpostens ist eröffnet. Die Bürgerinitiative BIK hat die sechs Bürgermeisterkandidaten der Kleinmachnower Parteien und Wählergruppen am Dienstagabend zu einer ersten gemeinsamen Runde eingeladen. Als einzige der sieben in der Gemeindevertretung gebildeten Fraktionen schickt die BIK keinen eigenen Kandidaten ins Rennen.

Ein Wahlauftakt also auf neutralem Boden, der allerdings zunächst dem gegenseitigen Beschnuppern diente. Politische Unterschiede waren trotz der großen Kandidatenauswahl lediglich in Nuancen auszumachen. In den wesentlichen Fragen zum Straßenbau, dem ÖPNV, der künftigen Arbeit der Verwaltung, den Grenzen des Gemeindewachstums, der Sicherung des Schulstandorts Seeberg und natürlich dem Wohl der Kommune zeigten die Sechs ihr für den Wahlkampf geschliffenes Profil: Anecken wollte keiner bei seinen Wählern.

Gerade dem SPD-Kandidaten Michael Grubert war zu Beginn der Diskussion die Anspannung anzusehen. Während er – den Rücken durchgestreckt und die Hände knetend – auf die erste Frage wartete, wirkte der erfahrene Politprofi der Linken, Klaus-Jürgen Warnick, recht locker. Im Vergleich zu Arnim von Wnuk (WIR) sogar etwas müde. Das änderte sich erst, als Warnick ankündigte, seinen Bürgermeisterschreibtisch wöchentlich vor dem Rathaus aufzubauen. Mit stichelndem Blick inspizierte da die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm ihren politischen Kontrahenten, während sich FDP-Kandidat Wolfgang Jordan mehrfach über den nicht mehr vorhandenen Bart strich. Derweil zeigte sich Bauunternehmer Bernd Krüger (CDU) in geschäftlicher Eile, als er ankündigte die Verwaltung verändern zu wollen: „Schule und Kultur wird Chefsache“, sagte Krüger und ging stichpunktartig weiter. „Ich habe zu tun, deshalb fasse ich mich kurz“, sollte Krüger sein Schlussplädoyer am Ende des Abends einleiten.

Viele Vorschläge für Kleinmachnow hatten die zahlreich erschienenen Gäste zu diesem Zeitpunkt bereits von den Kandidaten vernommen. Alle sprachen sich dafür aus, das Gemeindewachstum zu begrenzen. Höchstens 22 000 Einwohner solle der Ort einmal zählen. Keine neuen Baugebiete, lautete die Losung, die jedoch mit Einschränkungen zu genießen war: Noch immer haben Kleinmachnows Gemeindevertreter nicht über die mögliche Bebauung des Buschgraben-Areals abgestimmt. „Die Gemeinde hat hier Planungshoheit“, plädierte von Wnuk gegen einen Häuserbau auf der Naturinsel. Auch die Grünen-Politikerin Behm machte ökologische Bedenken geltend. Eine Bebauung der Fläche sei mit ihr nicht zu machen. Doch ist es vernünftig, den Eigentümern des Areals zu verwehren, auf ihrem Grund und Boden Häuser zu errichten? So sprachen sich Krüger, Warnick und Jordan diplomatisch für einen Kompromiss zwischen Naturerhalt und Eigentumsrechten aus. Auch Grubert wandte sich rhetorisch geschickt gegen eine Bebauung der „großen Flächen“.

Doch Kleinmachnow wird wachsen – „selbst wenn wir jetzt die Bremse ziehen“, sagte Warnick. Dem müsse mit der nötigen Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen entsprochen werden. Das gelte auch für die Grundschule auf dem Seeberg, mahnte Bernd Krüger. Sie solle selbst dann erhalten bleiben, wenn die Zahl der Kleinmachnower Kinder sinke. Dem schlossen sich alle Kandidaten an.

Zunächst müsse jedoch das Verkehrschaos auf dem Seeberg gelöst werden. Den dezidiertesten Vorschlag unterbreitete dabei CDU–Kandidat Krüger: Im Boden versenkbare Poller sollen den Weg zum Seeberg nur noch für Busse freihalten. Eltern müssten ihre Kinder am Adolf-Grimme-Ring aus dem Auto lassen. Für ein Pkw-Verbot auf dem Seeberg sprach sich auch Klaus-Jürgen Warnick aus: „500 Meter Frischluft sind für unsere Kinder zumutbar“, sein Plädoyer.

Am Ende des Abends blieb festzuhalten: Kleinmachnows Kandidaten haben Kleinmachnows Probleme erkannt. Darunter der Bebauungsplan für den Seeberg, die Entschleunigung des Kleinmachnower Verkehrs durch Tempo-30Zonen sowie den Bau weiterer Fuß- und Fahrradwege. Weiter zählen dazu eine S-Bahn-Verbindung, das Verhindern des Schleusenausbaus und ein Kultur- und Jugendkonzept. Wer daran vom Rathaussessel aus arbeiten darf, entscheiden die Kleinmachnower am 15. März.

Bis dahin bleibt die Empfehlung der Kandidaten selbst: Kleinmachnow braucht einen Bürgermeister, der einen „gläsernen“ (Warnick) und „kooperativen“ (Behm) Stil pflegt, „Identität stiftet“ (Grubert), „politische Alternativen“ bietet (von Wnuk), nicht bereits das „Rentenalter kratzt“ (Jordan) also rundherum „ein gutes Angebot“ ist (Krüger).