PNN 07.02.09
Alte "Ortsschleuder" soll nach Modell des Citybusses wiederbelebt werden - Konferenz im April geplant
Kleinmachnow - Die Einwohner von
Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf tun sich schwer mit den Umstieg auf den
Bus: Im Durchschnitt fahren in kaum einer deutschen Region so viele Autos auf
den Straßen wie hier. Allein in Kleinmachnow kommen auf 19 000 Einwohner fast
13 000 Autos – ein Spitzenwert. „Wir müssen die Einwohner für den Bus
motivieren“, erklärte gestern Martin Heiland von der Verkehrsgruppe der
Stahnsdorfer Zukunftskonferenz. Gemeinsam mit seinen Teltower und
Kleinmachnower Kollegen der lokalen Agendabewegung hatte er zu einem Treffen
der Projektgruppe „Regionales Buskonzept“ geladen. Das erklärte Ziel: Den seit
Jahren geplanten Regiobus in Fahrt zu bringen.
Dafür wollen die Initiatoren im April zu einer regionalen Buskonferenz
einladen. Denn, so warnte Detlef Fanter von der Teltower Verkehrsagenda, „wir
bekommen auf die Schnelle keine S-Bahn“. Deshalb müsse man die Busverbindungen
verbessern. Ein Regionalbus, früher als „Ortsschleuder“ bekannt, soll nach
Vorbild des Teltower Citybusses wiederbelebt werden. Der Wunsch darüber hinaus:
ein regionales Buskonzept, dass sich dem dem Bedarf des Pendler- und
Schülerverkehrs anpasst.
So fordert die Gruppe, dass wichtige
Verknüpfungspunkte inner- und außerhalb der Region stärker in die
Fahrplankonzepte eingebunden werden. Aus Sicht der Projektgruppe zählen dazu
der Flughafen in Schönefeld, die S-Bahnhöfe Zehlendorf, Mexikoplatz, Wannsee,
Teltow sowie die Berliner U-Bahnhöfe Krumme Lanke und Oskar-Helene-Heim. Auch
die Regionalbahnhöfe in Teltow, Potsdam und Wannsee sollten öfter Ziel des
hiesigen Busverkehrs sein – das nicht nur wochentags, sondern auch am
Wochenende und in der Nacht.
Noch immer stehe der Öffentliche Personenenahverkehr in der Region in einem
„krassen Missverhältnis“ zur Zahl seiner Einwohner, erklärte Fanter. Knapp 55
000 Menschen müssten größtenteils auf einen Nachtbusverkehr verzichten. Auch
tagsüber seien viele zum Teil dicht besiedelte Gebiete vom ÖPNV abgeschnitten.
Dort, wo ein Bus fährt, kommt er meist nur stündlich. Am Wochenende und nachts
oft gar nicht.
Aufgabe der drei Nachbarkommunen sei es deshalb, den Busverkehr
gemeinschaftlich zu organisieren. Auf Hilfe seien die Gemeinden dabei vom Kreis
sowie von den Havelbus Verkehrsbetrieben angewiesen, erklärte Michael Lippoldt
von der Kleinmachnower Verkehrsagenda. Denn 50 000 Euro jährlich in jeder
Kommune in die Hand zu nehmen, wie es in Teltow für den Citybus geschieht,
reiche nicht, um den Regiobus zu beleben. So müsste Havelbus zusätzliche Busse
und Fahrer bereitstellen. Zudem werde ein Großteil der Kosten des Teltower
Citybusses durch Sponsoren finanziert. Weitere müssten geworben werden. Ein
40-Minuten-Takt wäre wohl das Höchste der Gefühle, was ein Regiobus leisten
kann. Mit Blick auf die zunehmende Verkehrsbelastung in den Orten dennoch ein
interessantes Angebot an die Autofahrer, ist sich Lippoldt sicher. Schließlich
werde die „ Schönwetterzeit“ an den Tankstellen auch einmal wieder vorbei sein.
Tobias Reichelt