PNN 03.0209

 

Gemeinde zahlt Sonderbonus

Kleinmachnow will für die Fortbildung seiner Tagespflegeeltern bezahlen / Mehr Qualität ist das Ziel In Stahnsdorf wird über ähnliche Modelle nachgedacht

Von Tobias Reichelt

Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow will als erste Kommune des Landkreises ihre Tagespflegeeltern bei deren Fortbildung finanziell unterstützen. Insgesamt plant die Gemeinde, jährlich 100 000 Euro an weiterbildungswillige Tagespflegemütter und -väter zu zahlen. Mit dem Geld sollen die während der Ausbildungsphase entstandenen Ausfälle der bereits aktiven Tagespfleger kompensiert werden, kündigte SPD–Gemeindevertreterin Nina Hille gestern an. Zuvor hatte sich Hille in den Bildungsausschüssen der Gemeinde und des Kreistages intensiv mit dem Thema beschäftigt.

So nehme ein berufsbegleitendes Fachschulstudium zum staatlichen Erzieher rund 1000 Lehrstunden in Anspruch. Zeit, in denen die Tageseltern ihre Pflegekinder nicht betreuen können. Drohenden Gehaltsausfällen will die Gemeinde nun vorgreifen. „Wir setzen auf mehr Qualität in der Kinderbetreuung“, erklärte Hille das Kleinmachnower Modell. Es soll Kleinmachnower Tagesmütter und -väter zur Ausbildung motivieren statt abzuschrecken.

Damit geht die Gemeinde weiter einen Sonderweg im Landkreis. Statt allein auf das Betreuungsgeld des Kreises, können sich die Kleinmachnower Tageseltern bereits seit zwei Jahren auf zusätzliche Zahlungen ihrer Gemeinde verlassen. Jährlich insgesamt 40 000 Euro gibt Kleinmachnow bereits heute an seine Tageseltern. Mit dem Geld sollen die selbstständig tätigen Tagespfleger ihre Vertretungen im Krankheitsfall bezahlen. Auch dieser Betrag soll weiterhin fließen.

„Es war eine politische Entscheidung, bei der Kinderbetreuung in Kleinmachnow auf die Tagespflege zu setzen“, erklärte Hille. Bereits in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses wurden die Mittel für die Tagespflege deshalb einstimmig befürwortet. In der Gemeindevertretersitzung am 12. Februar kann endgültig über den Ausbildungsbonus abgestimmt werden. „Mit dem Modell haben wir den Stein der Weisen gefunden“, erklärte Gemeindevertreterin Hille. Im Gegenzug zum gezahlten Bonus, könnten die Tageseltern verpflichtet werden, nach ihrer Ausbildung eine bestimmte Zeit in Kleinmachnow „Dienst“ zu tun, sagte Hille.

Bei den Kleinmachnower Tageseltern stößt der Vorschlag der Gemeinde auf ein positives Echo. Tagespflegevater Rüdiger Schreckert rechnet damit, dass der Bonus ein Anreiz für viele Tagespflegeeltern ist, sich weiterzubilden. Auch Schreckert gehört zu den rund 90 Prozent der Kleinmachnower Tageseltern, die nach der kürzlich vom Kreistag verabschiedeten Tagespflege-Richtlinie in die unterste Kategorie der neuen Entgeltstufen fallen. Eine Fachschulausbildung könnte das Bruttoeinkommen des Tagesvaters jedoch um knapp 650 Euro monatlich steigen lassen. Statt jetzt 3,05 Euro pro Stunde und Kind würde Schreckert mit der Weiterbildung auf einen Stundenlohn von 3,82 Euro pro Kind kommen. Maximal fünf Kinder darf er betreuen.

„Wir haben immer ein offenes Ohr für unser Anliegen in der Gemeinde gefunden“, sagte Schreckert gestern. Ohne die finanzielle Unterstützung Kleinmachnows wäre es „fast unmöglich“, die Ausbildung an der Fachschule der Diakonie in Teltow zu absolvieren. Im Schnitt, so rechnet der Tagesvater vor, spare ihm das monatlich rund 400 Euro, sollte er die Ausbildung beginnen. Für die Gemeinde sei dies aber günstiger, als einen Kindergarten zu bauen.

Auch deshalb scheint Kleinmachnows Lösung auch in Stahnsdorf Anklang zu finden. Hier sind ähnlich viele Tageseltern betroffen. Der Stahnsdorfer Tagespflegebonus „könnte eine Position im Nachtragshaushalt der Gemeinde sein“, kündigte Bürgermeister Bernd Albers (BfB) gestern gegenüber den PNN an. Schon in der nächsten Sitzung des Stahnsdorfer Sozialausschusses soll das Thema besprochen werden.