PNN 28.11.08

 

Die Schule brennt und alle löschen

Feuerübung auf Kleinmachnows Seeberg – Brandschutzerziehung soll fest im Unterricht integriert werden

Kleinmachnow - Dichter Qualm versperrt die Sicht im Treppenhaus. Gerade haben die Rauchmelder Alarm geschlagen. Opa hat im Schlafzimmer eine Kerze umgeworfen. Rasend breitet sich das Feuer in dem dreistöckigen Haus aus und dringt bis ins Kinderzimmeor. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragt Löschmeister Jens Enders in die Runde gebannter Kinderaugen. „Die Tür auf und raus auf den verqualmten Flur?“ Sofort schallt ihm ein lautes „Nein“ der Klasse 2 b von der Kleinmachnower Grundschule auf dem Seeberg entgegen. „Wir müssen krabbeln und die Tür zu machen, damit kein Rauch reinkommt“, wird der Feuerwehrmann von den Schülern vor dem verqualmten Puppenhaus der Feuerwehr aufgeklärt.

Unter dem Motto „Hurra, die Schule brennt“ hatte das Brandschutzerziehungsteam der Kreisfeuerwehr gestern zur großen Feuerübung auf den Seeberg gerufen. Bereits seit zwei Tagen war das dreiköpfige Feuerwehrteam in der Grundschule, um alle Schüler über die Gefahren von Feuer und Rauch aufzuklären. Kurz nach 9 Uhr wurde es gestern ernst: Mitten in der Vorführung des verräucherten Puppenhauses schrillte die Warnglocke der Grundschule in die Worte des Löschmeisters Enders. Hand in Hand, möglichst schnell aber geordnet hieß es auf den Schulhof zu gelangen. Dort hörte man schon aus der Ferne die Sirenen der vier nahenden Löschfahrzeuge. In voller Montur, mit Helm und Atemmaske kontrollierte die Feuerwehr das Schulgebäude und lud alle Lehrer zur praktischen Übung an die Feuerlöscher. „Wer sonst könnte bei einem Brand zuerst helfen“, erklärte der Leiter des Feuerwehrteams, Manfred Neumann, nach der erfolgreichen Übung.

Seit Juli ist Neumann mit seinen zwei Kollegen in Kitas, Horten und Schulen des Landkreises unterwegs. Noch vor einem halben Jahr waren sie arbeitslos, ehe Land, Kreis und der Arbeits- und Ausbildungsbeschaffungsverein der Maia den freiwilligen Feuerwehrleuten eine Perspektive boten. Doch zum Jahresende soll das Projekt auslaufen. Unbesuchte Schulen und Kitas gebe es aber genügend, warb Neumann für das Projekt.

Angesichts der guten Stimmung unter Kindern, Lehrern und Feuerwehr ließen sich der angereiste Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und Landrat Lothar Koch (SPD) schnell von einer Fortführung überzeugen. Zukünftig soll es fest im Schulalltag verankert werden, sagte Schönbohm. Knapp 40 000 Euro kostete das Brandschutzerziehungsteam bisher. 11 500 Euro steuerte das Innenministerium bei und will daran festhalten. Zukünftig müssten sich statt der Maia die Kommunen und der Landkreis beteiligen, erklärte Landrat Koch und versprach die Gespräche darüber einzuleiten. Schließlich hätte das Projekt auch den Nebeneffekt, jungen Nachwuchs für die Feuerwehr zu gewinnen.Tobias Reichelt