PNN 27.11.08
Nicht alle Liberalen wollen für Wolfgang Blasig stimmen / Koalitionsvertrag einstimmig angenommen
Potsdam-Mittelmark -
Die FDP/BIK- BIT-Fraktion im Kreistag ist in der Landrats-Frage gespalten:
Voraussichtlich die Hälfte der sechs Abgeordneten wird den Wunschkandidaten
ihres designierten Koalitionspartners SPD, Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang
Blasig, nicht wählen. Das wurde auf einem Kreisparteitag am Dienstagabend in
Saarmund deutlich. Bei den Liberalen herrscht kein Fraktionszwang, „jeder
Abgeordnete muss das für sich entscheiden“, so Fraktionschef Hans-Peter Goetz.
Er selbst hatte bereits angekündigt, sich der Wahl zu enthalten. „Dabei bleibt
es“, sagte er.
Die Wahl eines neuen Landrates ist für die Kreistagssitzung am 4. Dezember
angesetzt. Amtsinhaber Lothar Koch (SPD) geht am 16. Februar in den Ruhestand –
freiwillig. Die FDP hätte ihn gern im Amt gehalten, um den nächsten Landrat
direkt von den Bürgern wählen zu lassen. „Wir haben ihm Unterstützung bis zum
Ende seiner Wahlperiode zugesichert, aber es war nicht zu verhindern“, so
Goetz. Seiner Meinung nach hätte in Konsequenz dessen der erste Beigeordnete
Christian Stein (CDU) den Landkreis die nächsten zwei Jahre kommissarisch
leiten sollen, bis 2010 laut neuer Kommunalverfassung die Bürger entscheiden.
Anwesende Kommunalpolitiker aus dem
Raum Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow machten am Dienstagabend aber auch
Bedenken gegenüber der Personalie Blasig deutlich. So kritisierte der Teltower
Kreistagsabgeordnete Detlef Fanter (Bürgerinitiative Teltow), dass Blasig nicht
die Integrationsfigur sei, die er sein sollte. Fanter verwies auf die Kommunale
Arbeitsgemeinschaft Der Teltow: „Dort ist noch nichts zustande gekommen.“ Im
Zusammenhang damit sei laut Fanter auch ein ganz konkretes Projekt „lange
hintertrieben worden“: Die Entwicklung des Kleinmachnower Freibades
Kiebitzberge als Gemeinschaftsprojekt der drei Kommunen. Eine volle Breitseite
gegen Blasig kam von Kornelia Kimpfel, FDP-Fraktionschefin in der
Kleinmachnower Gemeindevertretung. „Seine Inkompetenz wird nur noch durch seine
Faulheit übertroffen“, sagte sie.
Der Koalitionsvertrag wurde trotz der darin enthaltenen Maßgabe, den
SPD-Landratskandidaten zu unterstützen, einstimmig angenommen. „Es sind keine
hundert Prozent FDP, aber immerhin noch 89“, so Fraktionschef Goetz.
Durchgesetzt habe seine Partei, dass das Thema Wirtschaft an erster Stelle
steht. „Die Ansiedlung von Unternehmen hat Vorrang vor kleinlichen Bedenken“,
so Goetz. Ein zentraler Passus für die Liberalen: Die Wirtschaftsbetätigung des
Kreises ist „subsidiär“ gegenüber dem Engagement Dritter – oder nach
FDP–Lesart: „Der Landkreis soll nicht in Konkurrenz zur Privatwirtschaft
treten.“ Weitere Punkte: ein ausgeglichener Kreishaushalt und der Erhalt
kreiseigener Schulen. Zudem begrüßte die FDP das geplante dritte Gymnasium im
Raum Teltow.
Noch ist unklar, ob die Stimmen der FDP/BIK-BIT-Fraktion Einfluss auf die
Landratswahl haben werden. Auch ohne die Liberalen haben die anderen drei
Koalitionspartner SPD, CDU und FBB noch eine satte Mehrheit von 34 der 56
Kreistagssitze. Aber es wird geheim votiert, und das könnte auch Abgeordnete
aus anderen Koalitionsfraktionen dazu verleiten, Blasig nicht zu wählen. Die
CDU, grundsätzlich ebenfalls Verfechterin der Direktwahl, trifft sich am
kommenden Freitag zum Kreisparteitag. Von der Oppostion werden ohnehin keine
Stimmen für Blasig erwartet. Thomas Lähns