PNN 25.11.08
Sanierung der denkmalgeschützten Schneefräse spaltet
Kleinmachnows Gemeindevertreter
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - In
Kleinmachnow gibt es Streit um die Sanierung der denkmalgeschützten Schneefräse
am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden. In der jüngsten Sitzung des
Hauptausschusses scheiterte ein Vorschlag der Verwaltung, 15 000 Euro in die
mindestens 70 000 Euro teure Sanierung fließen zu lassen. Mit einem Stimmenpatt
wurde der Vorschlag zurückgestellt.
Einst hatte die sowjetische Armee einen T 34-Panzer auf den Betonsockel an die
deutsch-deutsche Grenze in Kleinmachnow gewuchtet. Der Geschichte nach soll der
sowjetische Panzer der erste gewesen sein, der am 24. April 1945 die
Reichshauptstadt Berlin erreichte, gesteuert von einer Frau. Das Denkmal wurde
zum Symbol der deutschen Teilung. Nach 1990 entfernten die Russen den berühmten
Panzer und nahmen ihn mit. Der Künstler Eckhard Haisch installierte stattdessen
eine alte sowjetische Schneefräse, die er ausrangiert an der alten Autobahnabfahrt
Potsdam gefunden hatte, auf dem Sockel. Er goss Beton in die Reifen und
lackierte sie rosa – als Parallele zum Prager Widerstand 1968, der einen rosa
bemalten Panzer zum Symbol hatte. Mittlerweile haben Witterung und
Schmierereien die Substanz des Denkmals angegriffen: Von der Farbe ist nicht
viel geblieben, das Unkraut wuchert und der Beton bröckelt. Bergsteiger hatten
hier ihre Haken hinein gerammt, um zu klettern.
„Uns sticht schon seit Jahren der
Sockel des Ehrenmals ins Auge“, erklärte Kleinmachnows Heimatvereinschef Rudolf
Mach jetzt den PNN. Unter dem Motto: „Kleinmachnow muss schön bleiben“ hat sich
sein Verein an den Eigentümer des Denkmals gewandt. „Dieses Objekt kann man
ohne Übertreibung als das sichtbar ungepflegteste in Kleinmachnow bezeichnen“,
mahnte Mach die Nachfolgerin der früheren Treuhand, die Bodenverwertungs- und
-verwaltungs GmbH (BVVG), der das Denkmal und das umliegende Gelände gehört.
Doch die BVVG möchte das Denkmal lieber los werden, als es nun selbst sanieren
zu müssen. So bot sie Kleinmachnow bereits an, das Ehrenmal zu übernehmen,
erklärte Bauamtsleiterin Barbara Neidel. Kleinmachnows Gemeindevertreter
lehnten ab, aber die Gemeinde sollte sich an der Sanierung beteiligen. Das Geld
hatte die Gemeinde bereits in den Haushalt eingestellt, aber den Posten mit
einer Ausgabensperre versehen. „Wir hatten das 20-jährige Jubiläum des
Mauerfalls im kommenden Jahr im Auge“, erklärte Neidel den jüngsten Vorschlag
der Verwaltung, die Sanierung anzugehen. Die BVVG hatte um die versprochene
Beteiligung gebeten. Doch schon im Finanzausschuss scheiterte die Vorlage. „Ich
habe dafür gekämpft, dass kein Cent für solch einen Unsinn ausgegeben wird“,
erklärte der Ausschussvorsitzende Klaus-Jürgen Warnick (Linke) den PNN. Er
halte das Denkmal für einen Witz und das Angebot der BVVG zur Übernahme des
Denkmals für ein „vergiftetes Geschenk“.
„Wir hätten zumindest das Umfeld des Denkmals ordentlich gestalten können“,
sagte Bauamtsleiterin Neidel nach der Entscheidung. Nun müsse geklärt werden,
inwieweit sich Kleinmachnow an der Sanierung beteiligen könne. Möglich wäre
weiterhin, das Denkmal zu übernehmen, so Neidel. Auch der SPD-Gemeindevertreter
Jens Klocksin sprach sich dafür aus, eine Gesamtlösung zu finden. So sollten
die Eigentumsfrage, die Frage der Grundsanierung und der Wartung im Paket
verhandelt werden. „Ich halte es für eine politische und moralische
Verpflichtung der Gemeinde, ein Denkmal der deutschen Teilung auf
Kleinmachnower Gebiet nicht weiter verrotten zu lassen“, sagte Klocksin.