PNN 07.11.08
Öffentliche Telefone verschwinden aus dem Bild der
Gemeinden – die noch bleiben, sind oft kaputt
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Es ist
ein trauriges Bild, das sich dem geneigten Telefonierer in Kleinmachnows
Steinweg an der Ecke Zum Heidefeld bietet: Der Hörer ist abgerissen, der
glänzende Stahlrahmen angerostet, die Tastatur mit Farbe beschmiert. Viel ist
nicht geblieben von den Telefonzellen in Deutschland – auch in Kleinmachnow
nicht.
Im Steinweg steht eines von deutschlandweit noch rund 110 000 öffentlichen
Telefonen. Beständig ist ihre Zahl gesunken, in vielen Fällen auch ihre
Ausstattung: Telefonbuch, Münzschlitz, selbst das Häuschen drumherum sind
verschwunden. Was oft bleibt, ist eine schmale, stählerne Kommunikationssäule –
mal mit, mal ohne Hörer. Denn oft werden sie sinnlos demoliert, die Hörer
gestohlen als eines der letzten Andenken an die kabelgebundene Telefonie.
Unter dem Motto „Kleinmachnow muss
schön bleiben“ setzt sich nun der örtliche Heimatverein für die Reparatur des
zerstörten Telefons im Steinweg ein. Vereinschef Rudolf Mach schrieb einen
Brief an die Telekom: „Wir wären glücklich, wenn dieser Zustand geändert
würde“, so seine Botschaft an den Kommunikationskonzern.
Auch bei der Telekom ärgert man sich über die Vandalismusschäden. Die
Einführung der sogenannten Basistelefone ohne Häuschen wird indes verteidigt.
„Es kommt vor, dass einige unserer öffentlichen Telefone nur einmal in der
Woche benutzt werden“, erklärte Telekom-Sprecher Jürgen Will gegenüber den PNN.
Die Zeit der Telefonzellen, wie man sie von früher kennt, sei vorbei.
„Öffentliche Telefonie ist eine Nutzung von gestern“, so Will. Angesichts der
knapp 40 Millionen Festnetzanschlüsse und über 100 Millionen
Mobilfunkanschlüsse in Deutschland ist der Bedarf mehr als gesättigt. „Die
Zukunft liegt in multifunktionalen Telefonzellen mit Internetanschluss und
Kamera“, erklärte der Telekom-Sprecher.
Erst vor wenigen Jahren machte sich die Telekom daran, ihre Telefonzellen zu
ersetzen. So auch in Kleinmachnow. Zwar gibt es auch noch alte Telefonhäuschen,
aber sie werden weniger. An wirtschaftlichen Standorten werden sie abgelöst
durch moderne Alleskönner, an unwirtschaftlichen Stellen von den sogenannten
Basistelefonen, einer kargen Telefonsäule ohne Schutz vor Wind und Wetter und
nur mit einer Telefonkarte zu benutzen.
„Eine Telefonzelle kostet Strom, Miete, Reinigung und Reparatur“, rechnet
Jürgen Will vor. Pro Jahr investiere die Telekom deutschlandweit knapp sechs
Millionen Euro, um Vandalismusschäden, wie die in Kleinmachnow zu beheben.
Deshalb habe man die Häuschen in Absprache mit den Gemeinden ersetzt oder
komplett abgebaut. Mit den Basistelefonen werde oft nur noch die gesetzlich
vorgeschriebene Mindestversorgung gesichert. Um Schäden an den Telefonen zu
erkennen, sei man auf die Hilfe der Anwohner angewiesen, so Will. Denn
normalerweise würden die Basistelefone nur einmal in fünf Jahren kontrolliert.
Verkürzt wurde dieser Zyklus nun durch das Schreiben des Kleinmachnower
Heimatsvereinschefs Rudolf Mach – getreu dem Motto des Vereins „Geschichte
erforschen, bewahren und vermitteln“. In spätestens zwei Wochen soll das
Telefon wieder funktionsfähig sein, versprach Telekom-Sprecher Will.