PNN 01.11.08

 

Zeitreisen nach Teltow Forum zum Tourismus-Potenzial der Region

Teltow – Touristisch gesehen gilt die Teltower Region als „durchschnittlich“und beim Tourismus-Barometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes wird sie als Typ 3 eingestuft. Vereinfacht heißt das: es gibt noch Reserven. Welche das sein könnten, erläuterte Thomas Wolber vom Sparkassenverband jetzt beim „Forum für Stadtmarketing und Tourismus“ im Teltower Rathaus. Teltow – die grüne Oase am Metropolenrand – müsse ökologisch aufgewertet werden, riet Wolber. Um das touristische Profil zu schärfen, seien Ideen sowie überraschende und individuelle Angebote für die Gäste gefragt.

Doch während Wolber überzeugt ist, dass Tourismus eine Wachstumsbranche bleibt, hat Peter Becker vom Tourismus Marketing Service bereits beobachtet: „Es gibt kein Wachstum mehr, die Märkte sind gesättigt.“ Statt dessen würden Verdrängungswettkämpfe stattfinden, ein maßgeschneidertes Marketingkonzept sei daher ein gutes Rüstzeug, um bestehen zu können. Becker empfahl Erlebnistourismus, wie beispielsweise eine „Zeitreise“. Dass man zwischen den ehrwürdigen Mauern der Ackerbürgerstadt auf so manches Histörchen stoßen kann, ist bekannt. Ebenso zeugen Ausgrabungen in der Altstadt davon, dass Teltows Geschichte geradezu unter den Füßen liegt – eine spannende Kulisse also, um vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen. Becker wies aber auch auf Defizite hin, wie die unterschiedliche Beschilderung in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Klar sein müsse ebenso die Zielgruppe, um die Frage beantworten zu können: „Für wen wollen wir eine Marke werden?“ Laut einer Analyse übernachten in den Hotels der Region vor allem Geschäftsreisende, während der grüne Gürtel rund um die Hauptstadt auch weiter vornehmlich das Ziel von Tagestouristen ist.

Das grüne Potenzial weist aber noch Lücken im Wegesystem auf, besonders im Bereich der Kanalaue. Seit Jahren zeigt die Interessengemeinschaft Teltowkanalaue diese Versäumnisse auf. Deren Vertreter Manfred Kühn konstatierte in seinem Vortrag: „Es fehlt der zentrale Akteur, der bereit ist das Projekt anzuschieben.“ Denn wo die Wege verlaufen sollen, weiß man bereits, aber bei der Umsetzung fehlt es an Dynamik. Dabei sei der Kanal längst zum „weichen Standortfaktor“ avanciert, verwies Kühn auf einen Trend, demzufolge immer mehr Firmen den Blick auf das Wasser suchen und sich dort ansiedeln wollen.

Eine gute Idee kam ganz am Schluss der Veranstaltung von einem Vertreter der Wirtschaft. Nachdem viel über Radtouren zu historischen Sehenswürdigkeiten berichtet wurde, regte Hans-Dietrich Metge vom Netzwerk Photonik BB an: „Machen Sie doch einmal eine Radtour zur Industrie." Denn in den regionalen Gewerbeparks gäbe es vieles zu entdecken, warb Metge. So stoße man auf Zeugen einstiger Industrieansiedlung, aber auch auf ganz neue Geschichten, die interessante Einblicke in Zukunftstechnologien gewähren. Kirsten Graulich