PNN 30.09.08

 

 

Wolfgang Blasig soll Landrat werden

SPD gewinnt die Kreistagswahl in Potsdam-Mittelmark und hat klare personelle Vorstellungen. In den nächsten Tagen sollen die ersten Koalitionsgespräche beginnen

Die SPD ist mit 26,2 Prozent der Stimmen Gewinner der mittelmärkischen Kreistagswahl und hat gestern bereits ihren Wunsch-Nachfolger für Landrat Lothar Koch (SPD) präsentiert. Der Kleinmachnower Bürgermeister Wolfgang Blasig soll es werden. Das bestätigten SPD-Landtagsfraktionschef Günter Baaske und Kreischefin Susanne Melior gestern den PNN. Blasig hatte sich zuvor mit einem sehr guten Ergebnis bei der Kreistagswahl empfohlen. Fast 6200 Stimmen konnte der 54-Jährige auf sich vereinen. Gemeinsam mit Baaske, der mit über 10300 Stimmen das absolute Rekordergebnis erzielte, erwies sich Blasig als „Zugpferd“ für den SPD-Erfolg.

Noch gestern gab es im politischen Raum erhebliche Zweifel, ob Blasig tatsächlich Landrat werden will. Den PNN sagte er jedoch ganz klar: „Jawohl, ich stehe zur Verfügung, auch wenn es mir schwer fällt, weil ich Kleinmachnow sehr verbunden bin.“ Die SPD-Spitze möchte den Wechsel offensichtlich so schnell wie möglich. „Wenn die neue Koalition steht, sollte der Staffelstab übergeben werden“, sagte Baaske den PNN.

Koch, der im August das Pensionsalter erreicht hatte, ließ gestern den Zeitpunkt seines Abschieds indes noch offen. Wenn es der Wille der Partei und der neuen Koalition sei, könnte er auch noch bis zum Ende seiner achtjährigen Amtsperiode im Jahr 2010 bleiben, sagte er den PNN. Sollte er jedoch abtreten, könnte er im Kreistag aktiv bleiben. Als Abgeordneter wurde er am Sonntag mit gut 2100 Stimmen gewählt. Blasig selbst erklärte, er wolle keinen Druck auf Koch ausüben. „Der Landrat hat viele Jahre einen guten Job gemacht, da soll er selbst über den Zeitpunkt seiner Pensionierung entscheiden“, so Blasig.

Sollte Koch jedoch bis 2010 im Amt bleiben, würde der neue Landrat laut novellierter Kommunalverfassung dann erstmals direkt von den Mittelmärkern gewählt. Übernimmt Blasig bereits jetzt das Amt, hätte die SPD den Posten des Landrats zumindest noch bis zum Ende seiner achtjährigen Amtsperiode im Jahr 2016 sicher.

In den nächsten Tagen will die SPD zu den ersten Koalitionsverhandlungen einladen. Erster Gesprächspartner ist die CDU, die mit 23,6 Prozent zweitstärkste Kraft bei den Kreistagswahlen wurde. Auf alle Fälle werde man über eine Weiterführung der bisherigen Großen Koalition mit CDU, FDP und FBB nachdenken. „Wir brauchen eine stabile Mehrheit und haben gemeinsam mit diesen Partnern schon viel erreicht“, sagte Melior.

Allerdings will man sich derzeit auch Alternativen offenlassen, zum Beispiel ein Zusammengehen mit den Linken und den Grünen. Bedingung für jede neue Koalition sei, dass die Partner den neuen SPD-Landrat mittragen. Daneben gebe es einige unverrückbare Grundsätze. Dazu zähle laut Melior der Verzicht auf jede weitere Privatisierung von kreislichen Betrieben. In dieser Frage gab es bereits in der Vergangenheit Differenzen mit der CDU.

CDU-Kreischefin Saskia Funck aus Werder konnte sich gestern über ein sehr gutes persönliches Wahlergebnis vonmehr als 6200 Stimmen freuen. Ihrer Partei jedoch ist es nicht gelungen, den Status der stärksten Kreistagsfraktion zu verteidigen. „Im Vergleich zum landesweiten Abschneiden der CDU können wir jedoch noch zufrieden sein“, so Funck. 2003 sei ein besonderes Wahljahr gewesen, und unter dem Strich gesehen habe sich die mittelmärkische CDU jetzt langfristig stabilisiert.

Über ein Plus von 2,5 Prozent freute sich indes Linken-Kreischef Klaus-Jürgen Warnick. „Das haben wir erreicht, weil wir mittlerweile – wie in Kleinmachnow – auch von ehemaligen Einwohnern der alten Bundesländer gewählt werden“, erklärte Warnick. Möglichen Koalitionsangeboten steht er offen entgegen. Konkret wolle die Partei darüber jedoch am 10. Oktober auf einer großen Basiskonferenz beraten.