PNN 24.09.08
Kleinmachnows alter Dorfkern soll ein neues evangelisches
Gemeindezentrum erhalten
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Die
Evangelische Auferstehungsgemeinde Kleinmachnow eilt in großen Schritten ihrem
neuen Kirchenzentrum entgegen. Am Montagabend ist der Siegerentwurf des
städtebaulichen Wettbewerbs für das neue Kirchenzentrum rund um den alten
Kleinmachnower Dorfkern präsentiert worden. Bereits in zwei bis drei Jahren, so
die Hoffnung, könnten erste Teile der Planungen des Berliner Architekturbüros
„Conradi, Bockhorst und Partner“ umgesetzt sein. Auf dem rund 2,5 Hektar großen
Gelände am Zehlendorfer Damm sollen zunächst ein sakraler Saalbau und ein
Gemeinde- und Jugendzentrum entstehen, später eine Kita und ein Musikschulgebäude
folgen. In einem letzten Schritt könnte die Ruine des alten Gutsherrenhauses in
der Nachbarschaft der Bäkemühle zu einer Seniorenresidenz ausgebaut werden.
„Am Tisch des Herren“, vor Ort in der alten Dorfkirche, habe die 20-köpfige
Jury getagt, erklärte deren Vorsitzender Heinz Nagler. Über insgesamt fünf
Entwürfe hatten die Städte- und Verkehrsplaner, Denkmalschützer sowie
geistliche und weltliche Experten zu beraten. Hauptfrage dabei: Welcher Entwurf
passt sich am besten den Gegebenheiten des Geländes an? Was verkraftet der
Dorfkern, und ist er überhaupt geeignet? Denn für die kirchliche Gemeinde wäre
der Standort neu. Sie müsste aus dem Norden Kleinmachnows in den Süden
umziehen.
Regional gesehen, erklärte der
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf, Harald
Sommer, sei der gewählte Ort ein künftiger Schlüsselpunkt. Nah an der
Kirchengemeinde Stahnsdorf und dem neuen evangelischen Bildungscampus böte sich
zwischen Weinberg und Dorfkern zudem Raum für eine evangelische Hochschule,
führte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) aus.
„Ich habe ein sehr gutes Gefühl“, erklärte Jury-Chef Nagler. Mit dem geplanten
Jugend- und Gemeindezentrum entstehe eine „ordentliche Präsenz“ entlang des
Zehlendorfer Damms, die aber nicht dominant wirke. Das zweistöckige Glasgebäude
wird die bestehende Bäkemühle nicht überragen. Später könne auch die alte
Hakeburg wieder aufgebaut werden, um die Linienführung an der Straße
abzurunden. Zunächst wird die kirchliche Gemeinde jedoch in den Saalbau
investieren. Rund 600 Gäste sowie 100 Beteiligte sollen darin, westlich der
Kirche, ihren Platz finden. Von der begrünten Dachterrasse über dem Saal soll
einmal der Blick über die Baumwipfel zum Machnower See frei werden. Über das
Medusentor vor der Kirche sollen Gäste künftig den gepflasterten Hof hinter dem
Gemeindezentrum betreten können. Angelehnt an die historische Situation soll
auf der Westseite des Hofes, auf den Grundmauern der alten Remise, ein
Kindergarten mit rund 80 Plätzen gebaut werden. In einem letzten Schritt könnte
auf den Grundmauern des ehemaligen Gutshauses im Süden eine soziale
Einrichtung, zum Beispiel eine Seniorenresidenz, entstehen. Denkbar wäre hier
auch zunächst eine Freilichtbühne, je nach Bedarf. Platz für Zuschauer böte der
Hof. Der Verkehr soll über die nördliche Einfahrt zum Dorf auf rund 80
Parkplätze neben dem Saalbau geleitet werden.
Ein weiterer Wettbewerb soll klären, wie die Gebäude architektonisch gestaltet
werden. Zunächst muss die Gemeindevertretung den Bebauungsplan verabschieden.
Der Finanzbedarf liege im höheren einstelligen Millionenbereich, hieß es. Ein
Teil soll durch Spenden finanziert werden. Zudem, so ergänzte Bürgermeister
Blasig, wird Kleinmachnow der Kirche die benötigten Flächen zu günstigen
Konditionen anbieten.
Seit 1989 hat sich die Mitgliederzahl der Kirchengemeinde verdreifacht. „Das
Gemeindehaus platzt aus allen Nähten“, so Pfarrer Jürgen Duschka. Darunter
leide die Kinder, Jugend- und Seniorenarbeit. Dies soll sich nun ändern. Bis
zum 3. Oktober sind die Entwürfe im Rathaus zu besichtigen, anschließend im
alten Dorf.