PNN 18.09.08

 

Angriff von allen Seiten

Stahnsdorfs neuer Bürgermeister stellte Online-Ratsinfo vor und zog eine erste Bilanz

Stahnsdorf - Sichtlich stolz präsentierte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) gestern das neue Online-Ratsinformationssystem seiner Verwaltung. Wenige Tage vor der Kommunalwahl und knapp drei Monate nach seiner Wahl zum Bürgermeister löste er damit ein erstes Wahlversprechen ein. Gleichzeitig zog er eine erste Bilanz seiner Arbeit in Stahnsdorf und in der Region. Unter www.stahnsdorf.de können sich Stahnsdorfer nun über Tagesordnungen, Protokolle, Amtsblätter und vieles mehr informieren; Für Bernd Albers ein erster Schritt für mehr Transparenz in der Stahnsdorfer Politik.

„Unter meiner Führung ist die Verwaltung voran marschiert“, erklärte Albers im Hinblick auf seine bereits geleistete Arbeit. Bei der Bürgermeisterwahl hatte er sich als Kandidat der Wählergruppe gegen die etablierten Parteien durchgesetzt. In der Gemeindevertretung muss er mit wechselnden Mehrheiten agieren.

Die Urlaubszeit sei nun vorbei, sagte Albers und zückte einen Zettel, auf dem er die aktuellen Schuldenzahlen Stahnsdorfs notiert hatte: 23,6 Millionen Euro stehen im Soll der Gemeinde. Allein 8,8 Millionen Euro davon seien auf das Gewebegebiet und weitere 13,6 Millionen Euro auf die angeschlagene kommunale Wohnungsbaugesellschaft zurückzuführen. Bis 2063 hätte Stahnsdorf allein an der Wohnungsbaugesellschaft zu knabbern, rechnete Albers vor.

Immer wieder heiße es im aktuellen Wahlkampf, sein Vorgänger Gerhard Enser habe die Gemeinde entschuldet, erklärte Albers. Das sei im Grundsatz richtig, aber noch lange nicht das Ende des schwierigen Weges. Trotz Rücklagen und vergleichbar hoher Gewerbesteuereinnahmen sei es bis zur schwarzen Null noch weit, sagte der Verwaltungschef im Hinblick auf die viel geäußerten Wünsche auch der Nachbarkommunen: Mit ganzem Herzen sei Stahnsdorf für die regionalen Projekte von der Großsporthalle über die Freibadsanierung bis zur Skateranlage. „Wir wollen uns finanziell beteiligen“, sagte Albers aber dafür müssten entsprechende Möglichkeiten vorhanden sein. Allein die Sanierung des Kleinmachnower Freibads sei faktisch ein Neubau mit entsprechend hohen Kosten.

Stahnsdorf stehe aber zu seiner Zusage, erklärte Albers und erwarte dies auch von Kleinmachnow in der Frage der geplanten Skateranlage in Stahnsdorf. „Ich gehe davon aus, dass das Projekt am vorgesehenen Standort im Gewerbegebiet zustande kommt“, erklärte er. Erst am Montag hatte Kleinmachnow eine finanzielle Beteiligung vorerst gestoppt.

Auch in Stahnsdorf selbst sei der Druck auf den neuen Bürgermeister groß: „Ich werde von allen Seiten angegriffen“, sagte der fraktionslose Albers. Doch eine „Hausmacht“ in der Gemeindevertretung misse er deshalb nicht. Immer wieder würde er sich der Herausforderung einer Wiederwahl unter gleichen Bedingungen stellen, sagte er selbstbewusst. So wolle er auch in der heutigen Gemeindevertretersitzung einen Vorschlag für seine Stellvertretung vorlegen. Dieser werde nicht dem CDU-Vorschlag entsprechen, Baumamtsleiterin Ute Stelter zu benennen, kündigte Albers an. Stelter zählte im Bürgermeisterwahlkampf noch zu Albers ärgsten Konkurrenten, und die CDU stellt die stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung.

Wie sich die Mehrheiten in Stahnsdorf künftig gestaltet, wird bei der Kommunalwahl am 28.September entschieden. Das spannende Finish können die Stahnsdorfer „live“ verfolgen, kündigte Albers an. Denn dann wird das neue Ratsinformationssystem ab 18 Uhr die aktuell vorliegenden Ergebnisse präsentieren. Tobias Reichelt