PNN 17.09.08
Eltern kritisieren "katastrophale" Zustände auf den Schulwegen zum Seeberg
Kleinmachnow -
Kleinmachnows Schulwege bleiben in der Kritik. Rund zwei Wochen nach
Schulbeginn klagen Eltern über „katastrophale“ und zum Teil „lebensgefährliche“
Schulwege ihrer Kinder zur Seeberg-Grundschule. „Im morgendlichen Schulverkehr
passt kein Bein mehr auf die Zufahrt vor der Grundschule“, beschreibt auch
Michael Lippoldt, Sachkundiger für die FDP im Bauausschuss, das Problem. Die
Liberalen werfen der Kleinmachnower Verwaltung vor, vorhandene Anträge der
Gemeindevertreter für sichere Schulwege nur schleppend oder gar nicht umgesetzt
zu haben. Damit befindet sich die FDP im Tenor anderer Parteien und
Organisationen, wie der Agenda-21-Arbeitsgruppe Verkehr. Die Verwaltung
verweist indes auf die Schwierigkeiten, den Verkehr auf dem Seeberg zu regeln,
da dieser Privatgrundstück sei. „Das Problem ist bekannt und die Beschwerden
der Eltern zum Teil berechtigt“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang
Blasig (SPD) gestern gegenüber den PNN. Mit den drei Schulen auf dem Seeberg
sei er deshalb bereits in Gesprächen.
Seit rund zwei Wochen besucht Matthias Heinrichs Sohn Felix die Grundschule auf
dem Seeberg. Jeden Morgen müsse sich sein Sohn den Weg durch den gefährlichen
Verkehr auf den Seeberg bahnen, erklärte der Familienvater in einem
öffentlichen Brief. Beim Bau der Schule sei das Umfeld völlig vernachlässigt
worden, klagt Heinrich. „Die Kinder können selbst im fortgeschrittenen Alter
nicht allein zur Schule gehen.“ Zwischen Bussen und Autos müssten die Schüler
ihren Weg finden. „Dies ist lebensgefährlich.“ Deshalb forderte er den
Bürgermeister und die Gemeindevertreter auf „unverzüglich vernünftige,
dauerhafte Fuß- und Radwege zu schaffen“. Als Sofortmaßnahme könnten auch
Polizeibeamte zum Schutz eingesetzt werden, so Heinrich.
Statt der Beamten, so schlug
Bürgermeister Blasig vor, könnten erwachsene Schülerlotsen den Verkehr leiten –
ehrenamtlich oder auf 400-Euro-Basis. Zudem sollen der vorhandene Rad- und
Gehweg in Zusammenarbeit mit den Schulen weitergeführt und eine Querungshilfe
auf dem Seeberg gebaut werden, so Blasig.
Erstes Licht am Ende des Schulwege-Tunnels sieht FDP-Vertreter Lippoldt nur an
anderer Stelle. Nach langem Fordern, so Lippoldt, erhalte der evangelische
Bildungscampus einen Fußgängerüberweg am Schwarzen Weg. Bereits seit Dezember
2007 hätten entsprechende Anträge vorgelegen, doch erst zur Eröffnung des
evangelischen Gymnasiums vorige Woche habe Blasig den Baustart verkündet. Indes
sei die Forderung, die Geschwindigkeit im Schwarzen Weg auf Tempo 30 zu
reduzieren, noch immer nicht umgesetzt, erklärte Lippoldt. Kleinmachnows
Verwaltung sei deshalb in der Pflicht, auch auf dem Feld der Schulwegsicherheit
die Aufgaben einer Unteren Verkehrsbehörde zu übernehmen, forderte
FDP-Fraktionschefin Kornelia Kimpfel. Dafür jedoch, so erklärte Blasig, müsste
Kleinmachnow mehr als 20 000 Einwohner vorweisen können.
Auf eine andere Gefahr auf Kleinmachnows Schulwegen wies derweil Linkspolitiker
Wolfgang Kreemke hin. Als Sportlehrer musste er jüngst eine Laufrunde mit
seinen Schülern am Seeberg abbrechen, weil eine Wildschweinrotte den Weg
versperrte. „Diesen Weg nutzen die Kinder als Schulweg“, mahnte Kreemke, „auch
an solche Gefahren müsse gedacht werden.“ Tobias Reichelt