PNN 30.08.08

 

Roter Leitfaden

Regionales Wahlprogramm der SPD / Gymnasium soll nach Stahnsdorf

Kleinmachnow - „Die Bürgel-Schule steht nicht zur Disposition.“ Mit dieser Meldung startete Frank Fromm, Ortsvereinsvorsitzender der Teltower SPD, gestern in Kleinmachnow die gemeinsame Präsentation des regionalen SPD-Wahlprogramms für Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Gleich zu Beginn machten die drei Ortsparteichefs klar: Das dritte staatliche Gymnasium für die Region gehöre nach Stahnsdorf. Damit erteilten sie dem Vorschlag des Landrats Lothar Koch (SPD) eine Absage, das Teltower Gebäude der Bruno-H.-Bürgel-Schule als drittes Gymnasium zu nutzen – selbst wenn es leer steht.

Schulplanung, Verkehr, Sport- und Freizeitstätten – „die kommunalen Probleme der Zukunft sind nicht im Alleingang zu lösen“, erklärte Kleinmachnows Parteichefin, Susanne Krause-Hinrichs, den Hintergrund des Regionalprogramms, mit dem die SPD, anders als ihre Konkurrenten, in den kommunenübergreifenden Wahlkampf geht. Auch wenn Stahnsdorf mittlerweile nicht mehr zum Wahlkreis von Teltow und Kleinmachnow gehöre, sagte Krause-Hinrich, „betrachten wir uns weiter als Einheit“. So schwor sie ihre Nachbargenossen ein.

Von denen waren zumindest die Stahnsdorfer noch mit einiger Verwunderung zum Pressetermin gereist: Erst am Mittwoch hatte die Diskussion um den Standort des künftigen Gymnasiums eine Wendung bekommen, obwohl die Stahnsdorfer, ihr Gymnasium bereits als sicher betrachteten. Der Landrat hatte eine Idee und die Teltower Stadtverordneten schickten sich an, ihr zu entsprechen, indem sie dem Diakonissenhaus einen weiteren Zuschuss für Seehof strichen. Aus der dortigen Diako-Fachschule sollte eine Grundschule werden, die Berufsschule in die Bürgel-Schule ziehen. Die Nutzungsabsichten des Diako wurden nichtig, die Bürgelschule für ein Gymnasium frei (PNN berichteten).

Doch Fromm machte klar: „Man kann nicht verkaufen, was einem nicht gehört“ – die Bürgel-Schule sei ein kommunales Gebäude, Teltows SPD wolle dort ein Mehrgenerationenhaus. Das Gymnasium gehöre derweil nach Stahnsdorf. Dem pflichtete der angereiste Landtagsabgeordnete Jens Klocksin bei: Der Landrat widerspreche den regionalen Interesse der SPD, kritisierte er.

So gestärkt, forderte Stahnsdorfs SPD-Vorsitzender Dietmar Otto von seinem neuen Bürgermeister, nun gemeinsam mit dem Landrat einen Konsens zu finden und ein Expertengremium zur Standortfrage einzurichten – Platz für das Gymnasium sei ja möglicherweise auch auf dem Telekom-Gelände am Ortsausgang zu Güterfelde. Otto positionierte sich auch zur Frage der gemeinsam geplanten Großsporthalle und vollzog eine Kehrtwendung. Noch im jüngsten Sozialausschuss stimmte die SPD gegen eine finanzielle Beteiligung, nun hieß es: Das sei keine SPD-Position, die letzten Messen nicht gesungen.

Langfristig, so schlug Kleinmachnows SPD-Fraktionschef Michael Scharp vor, sollte für derlei Problematik ein Rahmen gefunden werden, der den Kommunen ihre finanzielle Beteiligung an gemeindeübergreifenden Projekten vorgebe. Davon gebe es genug: Ein regionaler Bauhof, eine Wohnungsbaugesellschaft, eine gemeinsame Wirtschaftsförderung und eine Freibad-Betreibergesellschaft. „An diesen Zielen müssen wir uns messen lassen“, sagte Scharp, „das sind unsere Hausaufgaben.“ Tobias Reichelt