PNN 19.08.08

 

Anwohnersignal gegen Totalumbau

Schulwegsicherheit und historisches Pflaster im Weinbergviertel sollen sich nicht ausschließen

Kleinmachnow - Die Straßenanlage im Kleinmachnower Weinbergviertel bleibt unter Denkmalschutz. Daran hat auch der Widerspruch nichts geändert, den die Gemeinde im Februar dieses Jahres beim Landesamt für Denkmalpflege eingereicht hatte. „Der Widerspruch ist jetzt bestandskräftig abgewiesen“, teilte ein Behördensprecher den PNN mit. Anlass für den Widerspruch war seinerzeit der geplante Straßenausbau. Ohne Denkmalstatus, so hatte Ordnungsamtsleiter Ekkard Dehne erklärt , müsste das Kopfsteinpflaster nicht erhalten werden und die Straße Am Weinberg könnte einfacher ausgebaut werden.

Trotz des abgelehnten Widerspruchs halte die Verwaltung bisher jedoch an den Plänen für einen Totalumbau der Straßen fest, ärgert sich Michael Lippoldt, der im Weinbergviertel wohnt und als sachkundiger Einwohner für die FDP im Bauausschuss sitzt. Dies sei um so erstaunlicher, da die Fachausschüsse der Gemeindevertretung das Ansinnen der Verwaltung bereits im Mai abgelehnt hatten. Anwohner und Schulen wollen nun ein Signal setzen und deutlich machen, dass Schulwegsicherheit und Bewahrung des historischen Pflasters sich nicht ausschließen müssen.

Dazu überreichte Lippoldt Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) kürzlich ein gemeinsames Konzept, das 13 Maßnahmen zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern beinhaltet. Empfohlen wird, einen Fußweg mit bis zu drei Metern Breite vom Zehlendorfer Damm bis zur Evangelischen Grundschule am Schwarzen Weg zu bauen, den auch Schüler mit dem Rad nutzen dürfen. Der bisher unbefestigte Straßenbereich vor Gymnasium und Musikschule soll eine sandfarbene Bitumendecke erhalten, so wie von der Denkmalbehörde vorgegeben. Für beide Straßen wird auch eine Ausschilderung als „Fahrradstraße“ gefordert. Außerdem sollen Radfahrer die Einbahnstraße Am Weinberg in beiden Richtungen befahren dürfen. Angemahnt wird zudem die Pflasterreparatur vor Musikschule und Gymnasium. Mit Tempolimit 30 soll der Schulweg über die Friedensbrücke sicherer werden. Vorgeschlagen wird für diesen Bereich auch die Ampelanlage so zu optimieren, dass der Verkehr aus der Straße Am Weinberg die Schüler nicht gefährdet, die bei Grün die Straße überqueren. Lippoldt ist überzeugt, dass vor allem die beiden letzten Vorschläge schnell realisiert werden könnten.

Ordnungsamtleiter Dehne hatte im Widerspruchsschreiben vom Februar dieses Jahres die Meinung vertreten, „dass das Weinbergviertel weder eine geschichtliche Bedeutung für die Ortsentwicklung hat, und das Straßenland weder in technischer oder künstlerischer Hinsicht noch städtebaulich von Bedeutung ist". Weil auch „die Gebäude in den betreffenden Straßen in Kubatur und Gestaltung derart unterschiedlich sind“, zweifelte Dehne zudem deren städtebauliche Qualität an. Die sei nach seinem Verständnis „schlechter als bei einer Musterhaussiedlung“. Einwohner und Gemeindevertreter waren empört. Denn aus ihrer Sicht hatte Dehne nicht nur das Werk des berühmten Architekten Egon Eiermann beleidigt, sondern auch seine Kompetenzen überschritten, als er ohne Votum der Gemeindevertretung den Status des Denkmals angriff.

Die Gemeindevertretung hatte die Eintragung der Straßen in die Denkmalliste des Landes Brandenburg nie in Frage gestellt. „Was treibt diese Verwaltung an?“, fragte daher die Anwohnerinitiative „Weinberg sind wir“ auf ihrer Webseite. Deren Sprecher Matthias Heinrich konnte sich zudem noch erinnern, dass Bürgermeister Wolfgang Blasig zwei Jahre zuvor in einer Fernsehsendung bekräftigt habe, sein Herzblut hänge an diesen Straßen. Blasig habe den Anwohnern versichert, sich persönlich für die Unterschutzstellung einzusetzen, weil es doch wunderbar sei, ein solches Kleinod erhalten zu dürfen. Kirsten Graulich