PNN 28.06.08

 

S-Bahn auf Trasse der Stammbahn Alternative für regionalen Schienenanschluss

Kleinmachnow - Nach dem negativen Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Studie für den Wiederaufbau der Stammbahn gibt es jetzt verstärkt Bemühungen um Alternativen. So hat die Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf vor wenigen Wochen beschlossen, dass die Möglichkeit eines S-Bahnbetriebes auf der Stammbahntrasse geprüft werden soll. Auch die Bürgerinitiative Stammbahn hält nun die Prüfung einer möglichen Verlängerung der S-Bahn von Zehlendorf über Düppel-Kleinmachnow nach Griebnitzsee für erforderlich. Dabei könnte in einer ersten Ausbaustufe die Linie zunächst nur bis zum Europarc Dreilinden führen.

„Nach wie vor geht es um die Frage, wie die Region an das Schienennetz angebunden werden kann“, so der Kleinmachnower SPD-Landestagsabgeordnete Jens Klocksin gestern gegenüber Journalisten. Zwar habe man sich eher vorgestellt, die Stammbahntrasse in des Regionalbahnnetz zu integieren. „Doch wenn die S-Bahn fährt, ist das auch gut“, so Klocksin.

Gleichzeitig reichte die Stammbahn-Initiative ihre Stellungnahme zu dem Gutachten der Intraplan Consult GmbH ein, in dem ein Kosten-Nutzen-Indikator für den Wiederaufbau der Stammbahn von lediglich 0,64 ermittelt wurde. Wegen des zu geringen Nutzens würde sich die Investition von 175 Millionen Euro nicht rechtfertigen, resümierten die Gutachter. In ihrer Reaktion kritisiert die Bürgerinitiative indes eine Reihe von Mängeln und falscher Prämissen, die dem Gutachten zugrunde gelegt worden seien. So sei die angenommene Bevölkerungszahl für Berlin und Kleinmachnow bereits überholt. Für das Land Brandenburg würden Prognosstrukturdaten lediglich für Potsdam und Kleinmachnow berücksichtigt, angrenzende Kommunen indes ausgeklammert. Das zu Grunde gelegte Betriebsprogramm entspreche nicht den realen Verhältnissen, ebenso spiegele sich der aktuelle Landesverkehrsplan nicht in den Szenarien des Gutachtens wider. „In drei wesentlichen Punkten wurde von der Realität abgwichen“, moniert Klocksin. „Das ist schon gravierend.“

Man habe das Ergebnis der Studie zur Kenntnis genommen und werde auch akzeptieren, wenn im Falle der geforderten Nachbesserungen ein Kosten-Nutzen-Indikator kleiner als Eins errechnet werde. Grundsätzlich sei an der Bewertung der Studie durch das brandenburgische Infrastrukturministerium jedoch zu kritisieren, dass „die Bedürfnisse der Bevölkerung angesichts der ständig steigenden Treibstoffpreise und der offensichtlichen Bevorzugung von schnellen Verbindungen im Nahverkehr nicht beachtet werden“. Ganz zu schweigen sei davon, dass andere während der deutschen Teilung unterbrochenen Bahnstrecken ohne Prüfung wieder aufgebaut wurden. „Im Fall der Stammbahn fehlt offenbar der politische Wille, die Folgen von Krieg und deutscher Teilung zu überwinden“, kritisiert die Stammbahn-Initiative. pek