Potsdamer Neueste Nachrichten 13.06.08
Im Weinberg-Viertel soll der Verkehr beruhigt und sicherer werden / Anwohner warnen vor Totalumbau
Kleinmachnow - Die
Straßensituation im Kleinmachnower Weinberg-Viertel soll komplett neu gestaltet
werden. Unter Federführung von Verkehrsplaner Herbert Staadt und dem
Planungsbüro Sinai wurden neue Vorschläge konzipiert, um mehr
Verkehrssicherheit zu erreichen. Vor allem Vertreter der Schulen – Gymnasium,
Musik- und Grundschule befinden sich in dem Viertel – hatten in der Vergangenheit
wiederholt eine Beruhigung des Verkehrs gefordert. Als noch unverbindliches
Planungskonzept wurden die Ideen am Dienstag in der Sitzung des
Verkehrsausschusses vorgestellt und beraten.
Nach ersten Überlegungen soll die gesamte Fahrbahn der Straße Am Weinberg ab
dem Zehlendorfer Damm grundhaft saniert und umgebaut werden. Das Pflaster soll
aufgenommen, der Untergrund völlig neu hergerichtet werden. Rechts und links
auf der Fahrbahn werden 1,20 Meter breite Radwege aus einer sandfarbenen
Bitumenmischung hergestellt. Die Mitte der Fahrbahn wird in einer Breite von
etwa 3,50 Meter mit den alten Basaltsteinen gepflastert. Vor den Schulen wird
in der Straßenmitte das alte Granitpflaster verwendet, rechts und links soll es
jeweils asphaltierte Radwege geben. Ab der Einmündung der Straße Im Tal bis zur
Weinberg-Turnhalle wird die Fahrbahn höher gelegt, so dass sie etwa auf
heutigem Fußwegniveau liegt. Auf der Straßenseite der Schulen sollen senkrecht
zur Fahrbahn Parkplätze angelegt werden, der Fußweg würde entfallen. Dafür
würde auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein 1,30 Meter breiter Gehweg
entstehen.
Die Reaktionen auf den Vorschlag sind
unterschiedlich. Von einem „drohenden Totalumbau, mit dem der
Verkehrssicherheit ein Bärendienst“ erwiesen werde, spricht Matthias Heinrich
von der Anwohnerinitiative „Weinberg sind wir“. Es sei nicht zu verantworten,
dass den Kindern der evangelischen Grundschule der Fußweg genommen werde. Sie
würden indes „in einer Sammelstraße mit hohem Durchgangsverkehr auf eine Mischverkehrsfläche
gezwungen.“ Die Radfahrer wiederum dürften nur noch im Schritttempo fahren,
bekämen dafür aber eine „feine, glatt gewalzte Bitumenpiste vom Zehlendorfer
Damm bis zur Weinbergturnhalle“. Zudem würden durch die Umbauten das
historische Straßenbild, die historische Straßenführung und die
Materialvielfalt derart beeinträchtigt, das der Wert des unter Denkmalschutz
stehenden Straßenensembles zerstört würde. Eine niveaugleiche
Mischverkehrsfläche sei aus Sicht des Denkmalschutzes nicht akzeptabel, mutmaßt
die Anwohnerinitiative.
SPD-Gemeindevertreter Michael Scharp sieht das völlig anders. Zum einen kenne
er bislang keine negativen Stellungnahme der Denkmalschutzbehörden. Zum anderen
werde es dem Denkmal gerecht, wenn das alte Straßenpflaster in einer modernen
Verkehrsanlage ästhetisch hervorgehoben werde. Der Vorsitzende des
Verkehrsausschusses bezeichnete gegenüber den PNN die skizzierten Maßnahmen als
„gutes Paket, das die Probleme löst und für mehr Verkehrsberuhigung und
-sicherheit vor den Schulen sorgt“. Bei der geplanten Gestaltung der Straßen
des Weinberg-Viertels gelte es abzuwägen zwischen den Bedürfnissen mehrerer
Hundert Schüler und den Interessen der Anwohner. Scharp positioniert sich dabei
klar: „Nachteile für die Anwohner sehe ich nicht, Vorteile für die Schüler
indes schon.“ Er sei überzeugt, dass Autofahrer aufmerksamer und
rücksichtsvoller sind, wenn sie sich mit Radfahrern und Fußgängern auf einem
Niveau bewegen. Peter Könnicke