Potsdamer Neueste Nachrichten 13.06.08
"Nehmt Bus oder Bahn
oder zahlt Parkraumbewirtschaftung!"
Es grenzt an eine Unverschämtheit, was die Kleinmachnower Verwaltung und ein
Teil der Lokalpolitiker ihren Bürgern zumuten. In der Karl-Marx-Straße sollen
die Bürger die Zeche für die Ansiedlung der Internationalen Schule durch einen
Straßenausbau zahlen. Kostenpunkt: 400 000 Euro. Am Weinberg soll nach dem
Willen der Verwaltung in einer Durchgangsstraße auf 100 Meter eine
verkehrsberuhigte Zone trügerische Sicherheit für kleine Kinder zwischen
parkenden Autos schaffen. Kostenpunkt: über 800 000 Euro. Nebenan werden
Parkplätze für die benachbarten Schulen in ein Landschaftsschutzgebiet
gegraben. Die Frage, warum eigentlich mit öffentlichen Geldern kostenlose
Parkplätze für Schulen gebaut werden, stellt in der Gemeindevertretung keiner.
Im Nachbarland Berlin haben Lehrer und Angestellte ihre Parkplätze auf dem
Schulgelände und müssen diese bezahlen. Für Schüler und Besucher gilt: Nehmt
Bus oder Bahn oder zahlt Parkraumbewirtschaftung! Der Vorsitzende des Umwelt-
und Verkehrsausschusses, Dr. Scharp von der SPD, findet diese Planung gut –
wahrscheinlich verstehen die Sozialdemokraten das unter ihrem Slogan „Vorrang
für den Fahrradverkehr“, mit dem sie um Stimmen werben. Da wird das Baurecht
für die Internationale Schule und die Evangelische Schule ordentlich gedehnt
und den Bauherren der BBI die Subventionen für einen Sportplatz und eine
Deluxe-Sporthalle fast geschenkt. Die Grundschüler der Seeberg-Schule dagegen
sitzen in notdürftig renovierten Räumen, die eher Turnhallen gleichen, während
für Kinder, deren Eltern sich das Schulgeld für die Evangelische Grundschule
leisten können, ein schmuckes Gebäude auf dem Siemensgelände errichtet wurde.
Die Große Koalition im Gemeinderat findet offenbar auch das gut. Denn eine
weitere Großturnhalle soll für ein ebenfalls privates Gymnasium aller
Voraussicht nach in einem Landschaftsschutzgebiet am Weinberg errichtet werden,
natürlich mit einer öffentlichen Investitionsspritze. Parkplätze soll es auch
geben, vermutlich im angrenzenden Waldgebiet. Gefördert wird das von einer
Partei, die, wie sie selber wirbt, „Schule schafft“. Offenbar aber private
Schulen bevorzugt. Gibt es da etwa persönliche Verbindlichkeiten? Im Herbst
sind Wahlen.
Matthias Heinrich, Kleinmachnow