Potsdamer Neueste Nachrichten 02.06.08
Überraschend klar
Ruth Barthels (SPD) und Bernd Albers (Bürger für Bürger) jetzt im Zweikampf
um das Bürgermeisteramt
Stahnsdorf - Ruth
Barthels (SPD) und Bernd Albers (Bürger für Bürger) haben es geschafft. Sie
gehen in die nächste Runde des Stahnsdorfer Bürgermeisterwahlkampfes. 39,6 bzw.
34,6 Prozent der gestern abgegebenen Wählerstimmen (noch ohne Briefwahl) haben
dafür überraschend klar die Weichen gestellt. Da jedoch keiner über 50 Prozent
erreicht hat, steht jetzt eine Stichwahl am 22. Juni an.
Wildschweine, die Stahnsdorfer Komposthaufen durchwühlen, Eltern, die mehr
Schulräume für ihre Kinder fordern, Fahrradfahrer, die neue Wege wollen und
politische Konkurrenten, die meist alles besser wissen. Der Stahnsdorfer
Wahlkampf war hart. Wie die fünf Bürgermeisterkandidaten den gestrigen
Wahlsonntag verbracht haben, kann man nur vermuten. Sicher war er ruhiger, als
alle Wochen zuvor. Vielleicht joggte Ute Stelter, parteilose Kandidatin der
CDU, eine Runde um den Güterfelder Haussee, fuhr Joachim Jankowski, Kandidat
der FDP, ein Stückchen Fahrrad, genoss Rainer Rozanski (Linke) sein
Frühstücksei auf der Terrasse, hatte Ruth Barthels mal etwas mehr Zeit für die
Sonntagszeitung und konnte sich Bernd Albers um seine wachsende Familie
kümmern.
Nach monatelangem Wahlkampf, unzähligen
Informationsständen, Bürgersprechstunden und großen Plakatieraktionen hieß es
gestern bis 20 Uhr abwarten. Denn über den künftigen Job entschieden andere. 11
000 stimmberechtigte Stahnsdorfer waren zur Wahl ihres künftigen Bürgermeisters
aufgerufen. Trotz oder vielleicht auch wegen des schönen Wetters strömten diese
gestern zahlreich in die engen Wahlkabinen. Um 11 Uhr wurden bei Ute Arndt,
Vorsteherin für das Wahllokal III in der Heinrich-Zille-Grundschule, bereits
161 Stimmen abgegeben. Nach drei Stunden schon eine Wahlbeteiligung von rund 15
Prozent. „Ein guter Wert“, erklärte die freiwillige Helferin, die schon sechs
Wahlen in Stahnsdorf begleitet hat. Und dass trotz der Temperaturen, sagte
Gunter Heitz, Wahlvorsteher im Lokal II. Eigentlich gelte, je heißer, desto
weniger gehen wählen. Doch auch in seinem Wahlbezirk war die Beteiligung bis 11
Uhr schon ähnlich hoch.
Die Wahl sei ein „Pflichttermin“, erklärte der Stahnsdorfer Frank Sell nach
seiner Stimmenabgabe. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er sich nach dem
Frühstück zur Zille-Schule aufgemacht. „Wir hoffen, dass der
Gartenstadtcharakter Stahnsdorfs erhalten bleibt“, erklärte Sell seine
Ansprüche an Gerhard Ensers (CDU) Nachfolger. Auch nach Ensers Amtsperiode
bleibt für die Sells noch einiges in Stahnsdorf zu tun: Für die S-Bahn, eine
bessere Infrastruktur, den Erhalt der Grünflächen und für die Jugend sollte
sich der oder die Neue einsetzen. Der Stahnsdorfer Thomas Robering hätte auch
den alten Bürgermeister wiedergewählt. Doch Gerhard Enser muss nach acht Jahren
Amtszeit in Rente gehen.
Einen „Impuls zum Kurswechsel“, erhoffte sich Britta Engelmann-Hübner nach
ihrem Kreuzchen. Als Sprecherin der Bürgerinitiative Beethoven-Wäldchen habe
sie den Wahlkampf mit Spannung verfolgt – schließlich würden die Kandidaten zum
Teil eindeutige Positionen vertreten. Für Familie Sandau war es die erste Wahl
in Stahnsdorf. Erst seit drei Jahren leben sie hier. Schon zuhause hatten sie
sich auf einen Kandidaten geeinigt. Selbst die kleinen Kinder durften in den
Wahlwerbungen blättern und so ein bisschen mitentscheiden. „Kita, Hort und
Schulwege“ - darum müsse sich der neue Bürgermeister kümmern, so das Fazit der
Sandaus. Tobias Reichelt