Potsdamer Neueste Nachrichten 17.05.08
Stahnsdorf
beansprucht Gymnasium
Bürgermeisterkandidatin Stelter: Keine finanzielle Beteiligung, wenn in den
Nachbarorten gebaut wird
Stahnsdorf -
Stahnsdorfs parteilose Bürgermeisterkandidatin Ute Stelter hat die Ansiedlung
eines dritten staatlichen Gymnasiums in Stahnsdorf gefordert. Gleichzeitig
schloss die von der CDU nominierte Bewerberin eine finanzielle Beteiligung
ihrer Gemeinde an den Investitionskosten aus, wenn das vom Landkreis geplante
Gymnasium in Teltow oder Kleinmachnow angesiedelt wird.
Wie auch ihr Mit-Konkurrent Bernd Albers, der für die „Bürger für Bürger“ für
das Bürgermeisteramt kandidiert, wäre es für Stelter nur konsequent, wenn in
Stahnsdorf das weiterführende Schulangebot platziert wird, nachdem der
Landkreis bereits in den beiden Nachbarkommunen jeweils ein Gymnasium
unterhält. Doch während Albers als Standort die Freifläche an der
Heinrich-Zille-Straße favorisiert, spricht sich Stelter eindeutig für die
Annastraße aus. Das dort verfügbare Areal neben dem Gemeindezentrum ist im Bebauungsplan
als Schulstandort festgeschrieben, sei zudem gut erschlossen und zentral
gelegen. „Eine zeitnahe Realisierung kann sichergestellt werden“, so Stelter.
Die Zille-Straße ist für Stelter indes keine Alternative. Die Fläche müsste
erst durch die Gemeinde erworben und das nötige Planungsrecht erst geschaffen
werden.
Sollte das Gymnasium nicht in
Stahnsdorf angesiedelt werden, „wird sich die Gemeinde finanziell weitgehend
zurückhalten“, so Stelter, die sich in dieser Frage auf einer Linie mit der örtlichen
CDU weiß. Es sei nicht hinzunehmen, dass die Nachbarkommunen bei der
Schulbildung ständig bevorzugt würden. Da Stahnsdorf über das „größte
Entwicklungspotenzial gegenüber den Nachbarkommunen verfügt“ und keine
weiterführende Schule hat, wäre eine Entscheidung pro Stahnsdorf nur
konsequent. „Ich erwarte, dass der Landrat bei seiner Standort-Entscheidung
Stahnsdorf unterstützt“, so Stelter. „Schule und Schulpolitik können nicht
Spielball parteipolitischer Interessen sein.“
In der vergangenen Woche hatte Kreis-Schuldezernent Thomas Schulz überraschend
angekündigt, dass der Landkreis aufgrund des anhaltend wachsenden Bedarfs an
Gymnasialplätzen in der Region Teltow nach dem Weinberg- sowie dem
Kant-Gymnasium eine dritte Abi-Schmiede eröffnen will. Fünf Millionen Euro
stünden als Investitionssumme zur Verfügung. Ob die Mittel in einen kompletten
Neubau oder in den Ausbau bestehender Gebäude investiert werden, ist bislang
nicht diskutiert worden. Unmittelbar nach der Ankündigung des Landkreises
hatten sich Kleinmachnower Politiker mit einem Plädoyer für das einstige
Siemensgelände am Schwarzen Weg an der Nahtstelle der drei Orte zu Wort
gemeldet. Der Standort ist auch im Gespräch für ein evangelisches Gymnasium,
das die Potsdamer Hoffbauer gGmbH zum kommenden Schuljahr eröffnen will. Lange
vor dem Landkreis erkannte die Hoffbauer-Stiftung Bedarf und Potenzial an
Gymnasialplätzen. Auf politischer Bühne wurde das Engagement des freien
Schulträgers sehr begrüßt, gleichzeitig aber betont, dass dies nicht die Pflicht
des Landkreis ersetze, selbst ein ausreichendes Angebot zu schaffen. Dass dies
der Landkreis nun tut, „beeinträchtigt unsere Pläne nicht“, sagte
Hoffbauer-Geschäftsführer Frank Hohn gestern den PNN. Die schulische Vielfalt
werde der Region nicht schaden. Gleichzeitig fordert Hohn eine „gerechte
Verteilung“ der Schulstandorte.
Am kommenden Mittwoch soll es erstmals zu einem Treffen der drei Bürgermeister
mit Vertretern des Landkreises kommen, um über die Standortfrage für das
staatliche Gymnasium zu beraten.
Peter Könnicke