Potsdamer Neueste Nachrichten 10.05.08
Freude
über Einsicht – Kritik am Stil
Nach Ankündigung des Landkreises, in der Region ein drittes Gymnasium zu
errichten, steht die Frage nach dem Standort, des Profils und der Trägerschaft
Kleinmachnow - Die
Ankündigung des Landkreises, in der Region Teltow ein drittes Gymnasium zu
errichten, hat bei aller Freude auch kritische Töne provoziert. So zeigt sich
der Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin überrascht vom
Meinungswandel im Landratsamt. Denn dort wurde lange die vehement aus der Region
erhobene Forderung nach einem dritten Gymnasium abgelehnt und der Bedarf
bezweifelt.
Während Politiker aus der Region aufgrund einer überdurchschnittlich hohen
Quote von mehr 60 Prozent der hiesigen Sechstklässler, die aufs Gymnasium
wechseln, weitsichtig mehr Kapazitäten forderten, hielt die mittelmärkische
Schulverwaltung die Zahl für politisch motiviert, nicht belastbar und vor allem
für die Zukunft nicht haltbar. Ein Fehler, denn das Gegenteil ist der Fall:
Nach aktuell vorliegenden Zahlen wollen in diesem Jahr sogar 75 Prozent – knapp
270 – der Sechstklässler aus Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf aufs
Gymnasium. Bei den dafür erforderlichen Eignungstests haben „die Schüler in der
Region sehr gut abgeschnitten“, sagt Thomas Schulz, Fachbereichsleiter im
Landratsamt. „Wirklich nur die Anmeldezahlen“ hätten dazu geführt, dass der
Landkreis nun ein drittes Gymnasium errichten will, so Schulz. Doch genau das
tadelt Klocksin: Der Bedarf sei lange Zeit offensichtlich gewesen, es mangelte
lediglich am Willen der Kreisverwaltung, mit den Politikern der Region zu
kommunizieren, die zunehmend über Parteigrenzen hinweg die Notwendigkeit nach
mehr Gymnasialplätzen artikulierten. Schulz’ eher beiläufige Erwähnung im
Kreistag am Donnerstag, ein drittes Gymnasium zu errichten, spiegele nicht
angemessen die politischen Anstrengungen der vergangenen Jahre wider, hadert
Klocksin. „Dieser Stil erinnert eher an Beliebigkeit und Gutsherrenart und
weniger an Bürgernähe und Transparenz."
Kreistagsvorsitzender Felix Enneking
(CDU) sieht das entspannter. Vielmehr sei die Ankündigung der Kreisverwaltung
die „Reaktion, die von der Politik seit langem eingefordert und von langer Hand
vorbereitet worden ist“. Schon vor zwei Jahren habe der Kreistag beschlossen,
dass der Kreis als Träger staatlicher Gymnasien entsprechend des Bedarfs tätig
werden müsse. Die letztjährige Haushaltsdebatte habe schließlich verdeutlicht,
dass der Landkreis inzwischen auch über die dafür nötige Finanzkraft verfügt:
Fünf Millionen soll das neue Gymnasium kosten. So blieb in der Konsequenz nur
der Schritt, den die Verwaltung nun gegangen ist. „Dass der neue Kreistag nun
über den Errichtungsbeschluss für das Gymnasium entscheiden wird“, findet
Enneking „fair und gerecht.“
Zunächst sollen die drei Kommunen „die Chance bekommen“, sich über einen
Standort für ein Gymnasium zu verständigen. Schon fordert die FDP, vorrangig
einen Standort in Stahnsdorf zu prüfen, während Enneking selbst das einstige
Siemens-Areal an der Schnittstelle zwischen den drei Orten als geeignet sieht.
Dort plant die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung für das kommenden Schuljahr die
Eröffnung eines evangelischen Gymnasium. Die evangelische Grundschule sowie das
nahe gelegene Weinberg-Gymnasium machen das Areal bereits jetzt zu einem Bildungsstandort.
„Ich hoffe“, so Enneking, „dass die Standortsuche nicht von Eitelkeiten
bestimmt und nicht zur Hängepartie wird, die den Eröffnungstermin für das
Schuljahr 2009/10 gefährdet.“ Sonst müsse der Kreistag über den Standort
entscheiden. Kreis-Schuldezernent Schulz kündigte an, sich in Kürze mit den
drei Bürgermeistern zu verständigen. „Die haben genug Realitätssinn für eine
tragfähige Lösung“, so seine Hoffnung. Wesentlich mehr Spannung vermutet Schulz
bei der Debatte, welches Profil das Gymnasium haben soll.
Unabhängig von aktuellen Entwicklung hält die Kleinmachnower CDU an ihrem
Antrag fest, in der Gemeinde ein Gymnasium in kommunaler Trägerschaft zu
errichten. Zum einen sei die Absicht des Landkreises, ein Gymnasium zu bauen,
noch kein belastbarer Kreistagsbeschluss. Zum anderen müsse für Kleinmachnower
Schüler ein gut erreichbarer Standort gesichert werden. In der kommenden
Sitzung des Ortsparlaments will die CDU über ihren Antrag abstimmen lassen. Von
der SPD wird sie keine Stimme bekommen. „Der CDU-Vorschlag mit einer rein
kommunalen Lösung ist vom Tisch“, so Ortsparteichefin Susanne Krause-Hinrichs.
Vorsorglich kündigt CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt an, dass seine Fraktion
auch offen sei für einen Zweckverband der drei Kommunen als Schulträger. Für
Enneking wäre ein Zweckverband eine „optimale Lösung“, die eine faire
finanzielle Beteiligung der drei Orte voraussetze. Peter Könnicke