Potsdamer Neueste Nachrichten 07.05.08

 

Alltägliche Hindernisse

Kleinmachnows Straßenland als schwieriges Terrain für Senioren offenbart

Kleinmachnow - Gefährliche Straßenbereiche sind für Senioren die Förster-Funke-Allee und Hohe Kiefer. Das ergab eine Umfrage des Kleinmachnower Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der mit der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) einen Fragebogen entwickelt hatte, um mehr über die Alltagsprobleme der Generation ab 60 Jahren zu erfahren.

Aufschlussreich sind vor allem detaillierte Schilderungen über alltägliche Hindernisse wie nichtberäumte Straßenübergänge in der Winterzeit. Beim Überqueren beeinträchtigen zudem zugeparkte Nebenstraßen die Sicht und beklagt wird auch, dass Radfahrer oftmals die Wegeordnung nicht einhalten.

Da rund die Hälfte von den 135 Befragten selbst mit dem Rad unterwegs ist, wurden ebenso Mängel auf Radwegen benannt. Außerdem fehlende Beleuchtung, nicht abgesenkte Bordsteinkanten und Lücken im Radwegenetz. Gewünscht werden Radwege für die Straße Meiereifeld, das Weinbergviertel und von der Schleuse bis zum Ortsteil Dreilinden.

Offene Wünsche gibt es auch zum öffentlichen Nahverkehr. Vermisst wird von älteren Bürgern noch immer die alte Ortslinie, auch die einstige Linie über Meiereifeld fehlt einigen Anwohnern, die nun etwa 450 Meter bis zur nächsten Haltestelle laufen müssen. Als schlecht wird aus Seniorensicht auch die Verbindung zum Bahnhof Zehlendorf bewertet, ebenso die Wochenend- und Abendverbindungen nach Berlin und Potsdam. Die Analyse ergab auch, dass es viele ältere Bürger als Mangel empfinden, wenn im öffentlichen Straßenraum keine Sitz- und Ausruhgelegenheiten zu finden sind. Als gefährliche Passagen wurden hochstehende Baumwurzeln und das Natursteinpflaster im Meiereifeld sowie beschädigte Gehwegplatten im Steinweg und Wolfswerder benannt.

Edith Lowack, Leiterin des AWO-Ortsvereins, erhofft sich von der Umfrage Impulse, die zu einer seniorengerechten Veränderung der Verkehrswege im Ort führen. Ferner soll ein Teil der Ergebnisse in einen „Seniorenstadtplan“ einfließen, ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt zwischen AWO und JFE. Neben Busverbindungen, Apotheken, Arztpraxen und grünen Naherholungsräumen werden in dem Plan auch Ausflugsziele wie Hakeburg und Schleuse zu finden sein.

Bereits seit 2004 gibt es solche generationsübergreifende Projekte. „In dieser Zeit haben sich Einstellungen auf beiden Seiten verändert“, berichtete Lowack den PNN. Anfangs waren es gemeinsame Bastelnachmittage, um sich kennenzulernen, später wurden Kulturveranstaltungen besucht. Auch die alljährlichen Sommerfeste trugen dazu bei, dass man sich nicht nur respektvoll begegnete, sondern auch ein Ohr für die Probleme des anderen bekam.

AWO-Mitarbeiterin Grit Baer hat im Laufe der Zeit eine Annäherung der Generationen bemerkt. „Das gegenseitige Erzählen baute Hemmschwellen ab.“ Die persönlichen Lebensberichte waren auch deshalb für die Jugendlichen interessant, weil sie das Zeitgeschehen nur aus Geschichtsbüchern und Filmen kannten. Zu den bewegendsten Erinnerungen der Älteren gehören Flucht und Vertreibung – jahrelang ein Tabu-Thema in der DDR. Bereits die Umfrage hatte bestätigt, dass auch Kleinmachnow viele Wurzeln hat, da ein großer Teil der Einwohner nach 1945 in den Ort kam. „Wir wollen die Chance nutzen, zu diesem Thema noch Zeitzeugen befragen zu können“, kündigt Edith Lowack bereits ein neues gemeinsames Projekt an. Kirsten Graulich